Ruhige/ stürmische Zeiten

Es ist gerade ruhig hier und wird leider auch noch drei..vier Wochen so bleiben. In zweieinhalb Wochen kommt der Umzugswagen, vorher muss ich noch einiges packen, unter anderem den StUB. Im Kopf habe ich die Bücherregale in der anderen Wohnung schon platziert, doch wo alles seinen Platz finden wird, kann ich erst nach dem Umzug sagen.

Wie geneigte Mitleser wissen, werde ich aus beruflichen Gründen in eine andere Stadt ziehen. Ich hoffe, dann den Kopf wieder freier zu bekommen, auch für neue Bücher und Hörbücher. Im Moment beschäftigt mich eher, was ich wie und wohin einpacken muss und was hier bleibt.

Aber das wird schon.

Wieso ist der Februar schon wieder rum?

Herrje, die Zeit vergeht. Im Herbst 2017 wollte ich eigentlich nochmal in den Urlaub fahren, Ende Juli/ Anfang August war ich auf der Suche nach einem geeigneten Ziel. Eigentlich wollte ich was mit Laufen/ Wandern/ Schwimmen machen, doch nachdem sich das linke Knie von dem ganzen OP-Stress erholt hatte, meldete das rechte Knie Behandlungs- und Schonungsbedarf an. Anfang August war ich beim Orthopäden, der hat geröngt und beim Blick auf die Bilder stand schnell fest: das muss gemacht werden. Ich hatte am linken Knie fünf Jahre vor der OP rumlaboriert, diesmal stand für mich sowieso fest, dass ich keine Therapieexperimente mache.

Im Gegensatz zur ersten OP musste ich diesmal nicht drei Monate auf einen Termin warten, sondern ritt drei Wochen später in die Klinik ein. An einem Donnerstag war ich morgens tatsächlich die erste auf dem Tisch, dann das übliche: aufschneiden, aufklappen, altes Knie raus, neues Knie rein, zuklappen, vernähen. Ich habe diesmal um eine richtige Naht gebeten statt die Wunde zu klammern, um den Unterschied zum anderen Bein bzgl. Wundheilung zu haben. Der Rest war wie im Jahr davor, aber gefühlt schmerzhafter. Entweder habe ich die Schmerzen nach der ersten OP komplett verdrängt oder es war diesmal tatsächlich schlimmer. Glücklicherweise lenkten die ersten Termine mit den Physiotherapeuten, Besuche von Freunden und ein gutes Buch vom meisten Rumgenerve ab. Die Wunde heilte wirklich gut ab, Dienstag nach OP war ich schon das erste Mal im Bewegungsbad in der Klinik, am Tag darauf wurde ich erfolgreich entlassen.

Und dann ging’s weiter wie davor auch schon. Ich war anderthalb Wochen zu Hause, dann vier Wochen zur Reha (diesmal mit sehr netten Mitpatienten), bis Ende Januar dann halt weiter mit Physio, Rehasport und Wassergymnastik als Training. Der Orthopäde hat mir erst gestern wieder gesagt, ich sei eine der wenigen Patienten, bei denen die Beweglichkeit im Knie nach der OP deutlich besser ist als davor. Ich habe zwar immer noch mit einigen Unbilden zu kämpfen (Wetterfühligkeit, Muskelzittern, Muskelkater nach Sport), doch die hässlichen Bewegungsschmerzen in den Knien sind weg.

Derzeit gewöhne ich mich wieder an Arbeitsrhythmen, das frühe Aufstehen ist immer noch (oder schon wieder?) dämlich. Und dann geht’s einfach weiter, doch auf jeden Fall besser und mobiler als vorher.

Und sonst so?

Ich habe noch mindestens einen bis fünf Reiseberichte zu schreiben, etwa 7 Bücher liegen auf dem Rezensionsstapel und gefühlte 200 Bücher noch zu lesen. Ein wenig mulmig ist mir beim Gedanken an die zu besprechenden Bücher, mit meinem noch wattierten Hirn ist das gar nicht so leicht, alles aus der hintersten Ecke zu puhlen. Ma gucken.

Arbeitstage. Ich habe meine Kunden wieder, die ich im letzten November abgeben mußte, weil sich teilweise im Wochentakt so viele Personalien ändern, daß die personenverwöhnten Kunden dann doch wieder nur bei mir anriefen. Zwei neue Kunden sind dazugekommen, allerdings ziehen zwei andere gerade zu einem anderen Provider um. Beide Auszugskandidaten werde ich nicht wirklich vermissen, denn sie zählten auch zu den kompliziertesten.

Die Personalie „Chef“ scheint sich auch in Wohlgefallen aufzulösen; obwohl noch nicht offiziell intern bekanntgegeben, verlässt er wohl die Firma. Da er selbst schon draußen rumläuft und bei ehemaligen Kollegen die „frohe Kunde“ verbreitet, ist es eh kein Geheimnis mehr. Nach seinem letzten Arbeitstag hier werde ich mit Sicherheit die Magnumflasche Rotkäppchen-Sekt köpfen, die bei mir daheim rumsteht und Staub ansetzt (endlich ein passender Anlass für dieses Ding).

Jobsuche. Nun ja. Hamburg hat immer noch nicht angerufen, dafür war ich Anfang September in Gütersloh. Nettes Gespräch, knapp 2 Wochen später der Anruf, daß man mir ein Vertragsangebot machen wolle. Bekommen, durchgelesen, für schlecht befunden. Zum einen wäre der Vertrag nur für zwei Jahre befristet gewesen (hallo?!), zum anderen paßte es geldlich nicht mit meinen Vorstellungen überein. Also habe ich das Angebot abgelehnt. Drei Tage später telefonierte man mir hinterher (Teamleiter UND Personalreferent), sie wollten nachverhandeln. Beim Gehalt gäbe es Spielraum, so daß man sich schon einigen könnte, die Befristung in „unbefristet“ zu ändern ging aber nicht. Tja, Selbstschuß. Ehrlich gesagt, hatte ich schon eine Woche nach dem Termin mental abgesagt, aber wie bescheuert muss man denn sein zu glauben, jemanden mit fast 7 Jahren Berufserfahrung im SAP-Umfeld mit einem mickrigen Gehalt und einem befristeten Arbeitsvertrag ködern zu können? Gut, der Rabatt auf Bücher wäre schon „nice to have“ gewesen, aber davon kann ich in Ostwestfalen auch keine Miete bezahlen. Wenn natürlich Hamburg jetzt anrufen würde…

Das Foodcoaching läuft ganz gut, wenn es auch noch keine wirklich großen Sprünge gibt (soll es ja auch nicht). Nach langem Hin und Her, überlegen, drüber reden und nochmal überlegen seit 09.10. ohne bunte Pillen, die seit Monaten sowieso schon niedrig dosiert waren. Nach neuneinhalb Monaten höre ich ausgerechnet vorm Winter damit auf. Göttin sei Dank sind gerade keine Katastrophen in Sicht, aber das Zeug tut mir gesundheitlich nicht gut. Leider sind die Schwindelgefühle wieder da, die mit der Normalisierung des Augendrucks einhergehen. Ich hoffe, der Spaß läßt wieder nach.

Und ganz am Rande denke ich über ein neues Blog nach, außerhalb von blogger.de. Bis jetzt sind es erstmal nur kleine Gedankenschäfchenwolken, die auf Form und Inhalt warten.

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Kuchen essen mit der Familie, ein langer Spaziergang bei Landregen mit Bruder, Hägar und Papa, Abendessen noch einmal in Familie. So einen verregneten Geburtstag hatte ich lange nicht mehr, aber so war es auch mal angenehm – einfach baumeln lassen.

Ich muss von diesen Drogen wieder runter. Dieses Mistzeug verursacht gerade eines bei mir – Schreibblockaden insofern, dass ich die Ideen nicht aus dem Kopf rausschreiben kann. Und so bleibt eine graue, wabernde Masse im Kopf, die kurz grellgrün aufblitzt, um dann wieder in den Tiefen der Schwärze zu verschwinden.

Familiengespräche

Ich so: „Habt ihr Lust, am Sonntag zur Buchmesse zu fahren?“

Mama so: „Buchmesse? Wo ist die denn?“

Ich so: „Mutter! In Leipzig, sonst würde ich nicht fragen. Also?“

Mama so: „Das muss ich erst mit dem Vater bereden. Was macht man denn da so?“

Ich so: „Rumlaufen, Bücher gucken, Bücher kaufen, Leute gucken, vorgelesen bekommen. Was man auf einer Buchmesse eben so macht.“

Mama so: „Hm. Wie gesagt. Und warum willst Du da hin?“

Ich so: „Weil es Spass macht, weil ich Bücher mag, weil es mich interessiert.“

Mama so: „Aber Du warst doch am Montag erst auf einer Lesung, wieso willst Du schon wieder zu was mit Büchern?“

Ich so: Kopf -> Tischplatte

Hamburg vor zweieinhalb Wochen, hauptsächlich wegen eines Vorstellungsgesprächs. Nochmal zwei Wochen vorher gab es ein telefonisches Interview mit der Firma, die sich sehr interessiert an meiner Person und meinen Kenntnissen zeigte. Im Gespräch am Telefon eine Fachfrage am Ende verhauen, so dass ich dachte, die melden sich nie wieder und einladen werden die dich erst recht nicht.

Keine Woche später der Anruf der Personalvermittlung, über die das alles momentan ganz gut läuft, mit der Bitte, eine Reise nach Hamburg zu unternehmen, man wolle mich da sehen, Fachgespräch, Personalgespräch und wenn alles passt, bekäme ich sofort ein Angebot. Ungewöhnlich, dachte ich, das meinte auch der Personalvermittler.

Hamburg vor zweieinhalb Wochen. Insgesamt dreieinhalb Stunden Gespräche, nach denen mir der Kopf schwirrte, aber ich erhielt weder eine Zu- noch eine Absage. Nach der ersten Runde, Fachgespräch, entschieden sie, daß sie das zweite Gespräch auch führen wollten, sie seien immer noch sehr interessiert. Nun gut, das Personalgespräch war ein Abarbeiten von Listen ihrerseits, aber ich denke immer noch, ich habe mich da nicht ins Abseits geredet. Beim Rausgehen dann die Frage, wieso es denn doch keine Zu- oder Absage heute gäbe, das sei so angekündigt gewesen. Sie könnten das nicht leisten, das müsse ich verstehen, aber die Fachabteilungsleiterin wollte mich informieren, sobald sie etwas wisse.

Nach einer Woche fragte der Personalberater nach dem Verlauf des Gesprächs. Ich erzählte ihm, wie es gelaufen sei und auch, daß es eben kein Angebot gegeben hätte und auch die Gründe, die mir genannt wurden. Er sagte nochmal, daß die Firma das ihm gegenüber so kommuniziert hätte. Nun ja. Wir verblieben so, daß ich in der darauffolgenden Woche telefonisch nachfrage, wie denn der Stand meiner Bewerbung sei.

Die Fachabteilungsleiterin erreichte ich zwei Tage lang nicht, bis ich mich so lange durch die Firma telefoniert hatte, dass mir jemand sagen konnte, sie sei in dieser Woche im Urlaub und ich würde aus der Personalabteilung Bescheid bekommen. Die Info kam natürlich nicht. Also rief ich am Donnerstag letzte Woche den Personalberater an und informierte ihn über meine Bemühungen. Er sagte, er hätte schon nachtelefoniert und es wäre wohl eine Absage. Genaues wußte er auch nicht, aber er wollte sich noch einmal erkundigen.

Eine Stunde später rief er mich an und bestätigte die Absage. Es würde fachlich wohl doch nicht passen. Details, welche fachlichen Fähigkeiten sie vermissen würden, hatte ihm die Firma nicht genannt. Da die Fachabteilungsleiterin heute wieder da sein sollte, versuchte ich mein Glück erneut am Telefon und erreichte nur die Personaldame, die an dem zweiten Gespräch teilgenommen und ihre Liste abgearbeitet hatte. Sie sagte, die Absage käme aus der Fachabteilung, aber genaueres wüßte sie auch nicht, würde mich aber zurückrufen, wenn sie sich erkundigt hätte.

Wieso macht man ein Telefoninterview, in dem man Fachkenntnisse abfragt, der Kandidat sich vertut und lädt ihn trotzdem ein? Wieso entscheiden sie nach dem Fachgespräch noch interessiert zu sein, wenn sie den Kandidaten wegen mangelnder Fachkenntnis doch ablehnen? Und wieso – verdammt nochmal – hat von denen keiner das Rückgrat, dem Kandidaten persönlich und zeitnah abzusagen?

Hamburg bleibt vorerst das Ziel, auch wenn es in dieser Firma nicht geklappt hat. Aber ich will nicht für wankelmütige und feige Chefs arbeiten müssen, ehrlich nicht.

Es gibt ja so Dinge, die tut man irgendwann zum ersten Mal. Diese Woche – triff einen Dir völlig unbekannten Twitterer.

Seit langem mal wieder unter Leute zu gehen ist ja auch so ein Ding, was ich mit ein wenig Bauchgrummeln im voraus absolviere. Man weiß ja nie, wen man so trifft und das Internet ist böse und gemein, voller abgedrehter Spinner. Aber: Diesmal war irgendwie alles gut. Es war ein schöner, unterhaltsamer Abend, auch wenn die Themen ein wenig zu ernst waren (ja, ich war schuld). Kann man ja beim nächsten Mal besser machen. Es ging um nichts, mein Leben hing nicht davon ab, ich mußte niemanden beeindrucken und das war auch in Ordnung so.

Es war spät an diesem Abend, die vielen Eindrücke, das Verarbeiten der Gespräche haben mich – was sonst? – gegen 4 Uhr wieder aus dem Schlaf gerissen. Gna. Irgendwann gegen 6 bin ich wieder eingedöst, um kurz vor 8 aus dem Dämmerschlaf zu fahren, als der Abspann von „Fluch der Karibik 3“ in den Kopfhörern hämmerte. Verpennt!

An diesem Abend dann mit den Kollegen zum Bowling gegangen und seit langem mal wieder so richtig gelacht und Spaß gehabt. Bis einer im Scherz sagte: „Egal, was Ihr nehmt, nehmt weniger.“ Erst da fiel mir ein, daß ich in der morgendlichen Hektik ohne meine täglichen Drogen das Haus verlassen hatte. Das war so gegen 9 Uhr abends.

Heute fühle ich mich ein bißchen, als hätte ich zwei Tage und Nächte durchgefeiert, was auch daran liegen könnte, daß auf der Bowlingbahn das Rauchen wieder erlaubt ist und ich den Qualm nicht mehr vertrage.

Es waren aber zwei wirklich gute Tage. Geht doch.

Doch noch einmal kurzer Zwischenstand:

Ich hole Luft und Anlauf, denn die negative Bewertung werde ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich habe genügend Material in der Pfote, um unter Beweis zu stellen, daß ich sehr wohl meinen Job gemacht habe. Wenn es nicht anders geht, dann halt schwarz auf weiß. Womit wir wieder beim Thema Präsenz des Chefs wären…

In zwei Wochen wird es wohl ein Gespräch geben, in dem das krude Projekt nachbesprochen werden soll. Wenigstens kann ich mich diesmal darauf vorbereiten. Um den Betriebsrat werde ich nicht drumrum kommen, auch wenn mein Teamchef mich davor gewarnt hat. Es geht nur um Beratung zunächst und nicht die ganz große Keule.

In der Zwischenzeit übernehme ich im Tagesgeschäft alles, was anfällt, bemühe mich natürlich auch um Sonderaufträge. Das habe ich schon immer getan, aber wenn sie über jeden Schritt von mir im Bilde sein wollen, bitte, bekommen sie auch das.

Gerade heute kam die Anfrage eines meiner Ex-Kunden herein, die ich sofort übernommen habe. Ich habe mit ihm telefoniert, die technischen Details abgesprochen und ihm auch gesagt, daß ich den Auftrag erledigen werde und warum. „Fein, da freue ich mich, daß Sie das machen. Da weiß ich das in guten Händen.“

Ich könnte kotzen. In hohem Bogen.

Jahresgespräch heute nachmittag in der Firma. Zunächst mußte ich 10 Minuten auf den Chef warten, der das vorhergehende Gespräch überzog. Ich kann ja meine Unlust optisch auch gut zur Schau stellen, und mir war nicht nach Witzchenreißerei und blöden Spielchen zumute.

Ich habe meinen Unmut geäußert, daß ich mich weder ernst- noch wahrgenommen fühle, sein Desinteresse an meiner Arbeit, meinen Problemen und mir. Er hält dagegen, er hätte sich sehr wohl für mich interessiert, mehr als für andere Kollegen, viele Gespräche geführt, auch mit mir. Das ist gelogen (und das weiß er sicher auch), denn es gab im letzten Jahr lediglich zwei Gespräche zwischen uns, die meine persönliche Entwicklung und Situation betrafen. Ich nehme zwar Medikamente, aber ich bin nicht völlig bescheuert. Er hat mit anderen Kollegen, meinem Teamchef über mich gesprochen, sagt er. Ich halte dagegen, mag sein, aber nicht mit mir. Er kippt alles über den Teamchef ein. Ehrlich gesagt, ist mir mein Teamchef lieber als er zum Reden, aber mir fehlt seine Präsenz, sein Rückfragen, er ist schließlich mein Manager. Die Kritik daran, an seinem Umgang mit den Leuten, indirekt auch an seinem Führungsstil, läßt er nicht gelten. Es werden berufliche Themen besprochen, was nicht geklappt hat, ich erkläre, er nennt es Ausreden, Ausflüchte, mit denen ich mich zu verteidigen suche (was sicher zu einem Teil stimmt, aber wieso rechtfertige ich mich eigentlich?), er meint, er sähe kaum noch Einsatzgebiete für mich. Ich versuche zu erklären, daß ich weiß, daß mir für einige Aufgaben die Erfahrung fehlt, ich hatte Unterstützung angefragt, die nicht gewährt wurde; er meint, deshalb hätte man ja das Projektgeschäft mit mir probieren wollen. Ich sage, daß Projektgeschäft, das er erwarten würde, Beratergeschäft sei und Berater will ich nicht werden. Er begreift es nicht. Er versucht sich als Frauenversteher, meint, ich würde den Job nicht auf die Reihe bekommen und genauso sähe es auch privat bei mir aus. Das war der Moment, wo ich mir mächtig auf die Zunge beißen und mich zwingen mußte, nicht über den Tisch zu springen, um ihm für seine Unverschämtheit eine reinzuhauen. Er kramt alte Geschichten von vor zwei Jahren raus (was mich dran erinnert, mal wieder mit Ex-Kollegen zu telefonieren), kennt die Vorgeschichte in der Firma von mir nicht (er selbst ist erst seit zwei Jahren dabei), aber zieht sie als Aufhänger für meine angeblich schlechte Leistung und Kommunikation heran. Er kapiert nicht, daß man mit dieser Erkrankung nicht mal eben zum Arzt geht, Medikamente bekommt und nimmt, vielleicht eine Auszeit hat und dann zu 120% wieder in den Beruf einsteigt. Er hat sich noch lustig darüber gemacht Anfang letzten Jahres, als ich noch offen damit umgegangen bin und ihm gesagt habe, daß ich Antidepressiva nehme. „Wenn sie gut sind und helfen, bring welche mit, ich will auch welche haben. Ich habe nichts gegen ein bißchen Chemie, wenn sie hilft.“ Idiot. Ich kann krank sein oder zur Reha fahren, soviel ich will: Wenn sich im Umfeld oder bei den Umständen nicht auch etwas ändert, anpaßt oder löst, wird sich für mich nie etwas ändern. Das war dann auch der Moment, in dem für mich feststand, ich muß da so schnell wie möglich raus.

Fazit: Erwartungen nicht erfüllt. Die Themen, die als meine Ziele am Jahresanfang festgelegt wurden, habe ich sehr wohl erfüllt, aber gemessen werde ich offenbar nur daran, was in den letzten 2-3 Monaten des abgelaufenen Jahres gewesen ist. Eigentlich sollte ich es in den letzten 5 Jahren kapiert haben – es zählt nur das, was am Jahresende läuft oder nicht läuft.

Quasi zum Aufmuntern gab’s noch ein „Bonbon“ obendrauf: Trotz beschissener Leistung gibt’s vielleicht ein bißchen mehr Geld. Hossa!

Es wahrlich nicht leicht, für einen Chef zu arbeiten, der alles angräbt und vielleicht sogar erlegt, das bei Drei nicht auf dem Baum ist und in dessen Beuteschema ich so offensichtlich nicht passe, daß er es mich immer wieder spüren läßt. Ich trenne immer schon strikt zwischen Job und Privatem, ich bin kein Freund der bei uns so gängigen Büroehen und -liebschaften. Schmeicheleien und Anbiedern ist nicht mein Ding, um auf der Karriereleiter voranzukommen. Ich will mir morgens immer noch ins Gesicht sehen können.