(Rezension) Dave Eggers – Der Circle

Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen der begehrten Jobs beim „Circle“ bekommen, der hippsten Firma der Welt. „Circle“, DER Internetkonzern mit Sitz in Kalifornien, der die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat, indem er alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die einfach alles abgewickelt werden kann. Mit dem Wegfall der Anonymität im Netz – so ein Ziel der »weisen drei Männer«, die den Konzern leiten – wird die Welt eine bessere. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, wo Sterne-Köche kostenlose Mahlzeiten für die Mitarbeiter kreieren, wo internationale Popstars Gratis-Konzerte geben und fast jeden Abend coole Partys gefeiert werden. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze. Doch eine Begegnung mit einem mysteriösen Kollegen ändert alles.

Ach ja? Ist diese transparente Welt wirklich das Nonplusultra in der Zukunft? Ich musste das Buch nach knapp 150 Seiten weglegen, weil mir dieses heile New-Economy-Gelaber so mörderisch auf den Senkel ging. Gratisessen von Sterneköchen, Campuskonzerte berühmter Bands und MusikerInnen; du brauchst Klamotten: geh hin und nimm dir, was du brauchst, das Zeug ist noch nicht mal auf dem Markt. Jedem rational denkenden Menschen sollte an der Stelle klar werden, dass diese Art Gratiskultur ihren Preis haben wird. Das absurde Anzählen Maes durch ihre Chefs wegen Nichtigkeiten, die Oberflächlichkeit im Umgang miteinander – all das machte das Buch für mich mehr und mehr unerträglich. Sind wir wirklich bereit, für ein bisschen was edles zu essen und ein paar hippe Klamotten unsere Selbstbestimmung aufzugeben? Ich wäre es nicht.

 

Dave Eggers, „The Circle“, ISBN-10: 3462048546, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch (KiWi-Taschenbuch)

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