Moritz Rinke – Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel

Pauls Elternhaus droht auseinander zu brechen, im wahrsten Sinne des Wortes. Seine nach Lanzarote ausgewanderte Mutter beordert ihn von Berlin nach Worpswede, um die Sicherung des Hauses in Angriff zu nehmen bzw. die Bauarbeiten zu beaufsichtigen. Konfrontiert mit seiner eigentlich verhassten Vergangenheit versucht Paul, wenigstens etwas von seinem Erbe zu erhalten und rutscht doch ganz tief in seine Familiengeschichte.

Moritz Rinke erzählt eine Geschichte voller skuriler Figuren, die sich um die Künstlerkolonie in Worpswede bewegen. Die Großmutter, die ein Stück angebissenen Butterkuchen wie ein Souvenir aufbewahrt, weil davon angeblich Willi Brandt abgebissen hat. Pauls Mutter, die von Lanazrote wöchentlich Salat mit der Post nach Berlin schickt, weil man sich in Berlin ja nicht gesund ernähren könne. Der bildhauernde Großvater, dessen riesige Bronzefiguren nach und nach im Worpsweder Moor versinken oder aus selbigem wieder auftauchen. Alltagsgegenstände, um die eine Art Kult getrieben wird, weil sie von einem später berühmt gewordenen Koloniebewohner einmal benutzt wurden. Und dann ist da noch Nullkück.

Es war wunderbar, mal wieder ein Buch voller absurder Charaktere zu lesen, die es mit Sicherheit auch im richtigen Leben gibt. Und wenn man denkt, bekloppter geht es eigentlich nicht mehr, taucht noch ein Reichsbauernführer aus dem Moor auf. Warum Leute aus familiären Gründen Amok laufen, kann ich nach diesem Buch nur nachvollziehen.

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