Dies und das

Ich habe heute, glaube ich, im Büro mehr Zeit mit Aus-dem-Fenster-gucken verbracht als alles andere. Gestern konnten wir zugucken, wie die Bagger eine Art Podest für den Abrißarm aus dem Schutt geschaufelt haben, zwischendurch immer mal wieder ein Versuch, ob der Arm an die oberen Balken reicht. Reichte eine Weile nicht, heute morgen die letzten Schaufeleien, dann gings los. Am spannendsten war wohl zu sehen, mit welcher Leichtigkeit so ein Ding Stahlträger verbiegen und aus den Wänden fetzen kann. Ich mußte mir oft „Dach fällt!“ oder „Achtung, Träger!“ verkneifen. So langsam verstehe ich den Berufswunsch Baggerfahrer von manchem kleinen Jungen.

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Normalerweise fremdschäme ich mich ja für Mitmenschen, die sich über Nichtigkeiten aufregen und sich gern bei Oberen beschweren. Gestern war bei mir aber doch mal das Level erreicht. Ich hatte gestern morgen in meinem Bus eine Tasche liegenlassen, den Verlust aber noch bemerkt. Ich steige an der Endhaltestelle aus, die Fahrer lösen sich ab und fahren dann in die Wartebucht bis zur nächsten Runde. Ich tapere also bei strömendem Regen diesem dämlichen Bus hinterher, als ich ihn erreiche, macht der Fahrer erstmal die Tür zu. Ich stehe also blöd vor der verschlossenen Bustür, bis der Fahrer sich bequemt, die Tür doch zu öffnen und mich anblafft, daß das keine Haltestelle sei, bevor ich überhaupt einen Ton gesagt habe. Schwerer Fehler Nr. 1, aber ich bin weiter freundlich. Ich trage mein Anliegen vor, er läßt mich in den Bus und ich darf meine Tasche holen. Als ich einsteige, steht der abgelöste Fahrer IM Bus und zieht genüsslich an seiner Zigarette. Wohlgemerkt, die Türen waren vorher zu. Ich bedanke mich, daß ich meine Tasche holen konnte und laufe los in Richtung Büro, ärgere mich dabei über den rauchenden Busfahrer. Gut, es schüttet wie aus Eimern, aber das ist kein Grund, in den Öffentlichen zu rauchen. Es sind fünf Minuten, auf dem Weg liegt das Kundenzentrum der DVB. Gehe ich meckern oder lasse ich es sein? Erst vor der Tür entscheide ich für meckern und trage mein Anliegen der Dame im Kundenzentrum vor. Sie notiert meinen Namen und Telefonnummer, sagt mir auch sofort, daß das den Fahrern nicht gestattet sei, in den Bussen zu rauchen. Ich habe es auch schon anders erlebt; daß sich die Fahrer über die neueste Unsitte von Fahrgästen beschweren – vorm Einsteigen nochmal an der Kippe ziehen, Zigarette wegwerfen, einsteigen und dann erst den Rauch ausatmen, nämlich in den Bus. E-KEL-HAFT!!

Heute vormittag ruft mich der Fahrdienstleiter der DVB an und entschuldigt sich bei mir für das Fehlverhalten des Busfahrers. Sie hätten mit ihm gesprochen, ihn ermahnt und die anderen Busfahrer belehrt. Es folgt noch eine Reihe von „Hinweisen“, wie sie Beschwerden nachgehen, daß bei groben Verstößen sogar arbeitsrechtliche Konsequenzen drohen und was weiß ich alles. Ich nehme die Entschuldigung dankend an, hoffe für den armen Busfahrer, daß sie ihm nicht die Hölle heißgemacht haben. Aber es zeigt auch, daß sie an ihrem Service arbeiten, wenn das nicht unbedingt zur Folge hat, daß die Busse hier raus öfter fahren. Aber man kann auch nicht immer alles haben. 🙂

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Ich lache immer noch: Nachdem mir der Fotokollege gestern ein paar Sachen in Photoshop gezeigt und mir über Nacht seine Bücher ausgeliehen hat, habe ich heute beschlossen, die entsprechende Literatur selbst zu erwerben. Addison-Wesley ist ja immer kostspielige Fachliteratur, aber ich muß endlich mal anfangen, mich mit Bildbearbeitung zu beschäftigen. Gehe ich eben nach Feierabend los in das größte Buchgeschäft Dresdens und finde auch gleich die gesuchten Bücher. Es gibt sogar ein Bundle, 2 zum reduzierten Preis. Einzeln kosten die Bücher 40 und 50 EUR, als Paket knapp 80 EUR. Mit zwei Fotobänden und diesem Paket unterm Arm gehe ich zur Kasse, die Buchhändlerin scannt alles, sagt mir einen Preis, ich stutze kurz und zücke meine Karte. Bezahlen, unterschreiben, sie packt ein, ich nehme die Tüten und schaue erst in der Bahn auf den Beleg. Sie hat den falschen Preis über den Scanner gezogen und nicht kontrolliert; statt knapp 80 EUR stehen knapp 40 EUR auf dem Kassenzettel. Schnäppchen gemacht, Thalia.

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Eine Nebenwirkung der Medis ist das Vergesslichwerden. Ich hoffe, das gibt sich wieder, wenn ich das Zeug in ca. viereinhalb Monaten wieder absetzen kann, aber im Moment geht es mir grad ein wenig auf den Zeiger. Für Dinge, die ich erledigen muss oder soll, kann ich mir Zettel schreiben, aber was mache ich mit Erlebnissen und Geschichten, die ich erzählt bekomme? Aufschreiben? Ächz. Aber Gelassenheit ist gut, die bekommt mir gut mit diesen Dingern. Ich habe mich jahrelang nicht in Schwimmhallen getraut, inzwischen ist mir das, was andere über mich denken, grad sowas von egal. Ich will schwimmen und nur das zählt im Moment. Weil es einfach zuviel Spaß macht. Salzwasser, schnorcheln und dabei Fischen und Schildkröten zugucken wäre zwar besser, aber man kann nicht immer alles auf einmal haben. Und die Schildis besuche ich auch wieder, keine Frage. Katharina wartet schon auf mich.

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„… es geht mir viel zu gut und was bitte, was soll ich darüber schreiben? mit dem eigenen glück muss man sich immer ein bisschen zurückhalten, da geht man anderen schnell auf den sack. …“

Besser als coolcat kann ich es nicht sagen. Die Lebensgeschichte ist verschieden, die Erlebnisse nicht unterschiedlicher als zu anderen Menschen, aber die Gedanken, die sind irgendwie grad die gleichen. Was soll ich schreiben, wenn es mir eigentlich ganz gut geht?

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