Saure Gurken-, ähm.. Lesezeit

Die vergangenen sechs Monate waren ausgesprochen schwierig. Arbeit, Pendeln, Arbeit, Trainings, Entscheidungen, Mäuse in der Zweitburg, Arbeit. Und so weiter. Leider wird das nicht viel besser in den kommenden Monaten, zum Lesen musste ich mich teilweise zwingen.

ABER: ich habe im Urlaub wenigstens zwei Bücher gelesen und in meinen vergangenen drei Wochen kzH mindestens drei. Diese liegen daheim noch auf dem Rezi-Stapel, ich muss nur noch was dazu schreiben

Warum liest du?

Der geschätzte Herr Rappelsnut hat in seinem Blog ein Bücherstöckchen abgelegt. Irgendwie sind Stöckchen aus der Mode gekommen, das nehme ich mir gerne mal her.

Warum liest du?
Zeitvertreib, Langeweile, Einschlafhilfe, aber hauptsächlich weil ich gern lese. Und weil ich es kann.

Was liest du? Welche Genres bevorzugst du? Liest du auch Klassiker?
Ich habe jahrelang Krimis gemieden, weil ich mit ihnen wenig anfangen konnte. Seit einigen Jahren lese ich die hauptsächlich, neben historischen Romanen, Gegenwartsliteratur, Geschichte. Auch ein paar Klassiker sind dabei, aber eigentlich nur, damit ich mitreden kann: Conan Doyle, Kästner, Shakespeare. Letzterer für die Theaterbildung, es gibt ausgewählte Stücke, die ich fast mitsprechen kann. 😉

Welche Autoren favorisierst du? Oder hast du keine bevorzugten Autoren?

Es gibt wenige Favoriten und die wechseln auch immer wieder mal. Zur Zeit sind es Christoph Hein, Peter Richter, Marc Elsberg. Seit Ewigkeiten gern und immer wieder lese ich die Bücher von Eva Heller, Zoe Beck, Diana Gabaldon und Rebecca Gablé.

Wo liest du überall? Nur Zuhause, nur in der S-Bahn, überall, …?
Zu Hause, auf Reisen, am Strand. Für Autofahrten gibt es Hörbücher.

Liest du viel oder wenig? Wie viel Zeit verbringst du in der Woche mit Lesen? Wie viele Bücher liest du im Schnitt pro Monat/Jahr? Machst du auch längere Lesepausen?
Eigentlich lese ich viel, aber zurzeit gerade zu wenig. Ich beschäftige mich tagsüber zu häufig mit Text, dann fehlt abends die Ruhe dafür. Normal sind bei mir 20-30 Bücher pro Jahr. Lesepausen kommen vor und dauern bei mir dann doch mal ein paar Monate.

Liest du schnell oder langsam? Wie viele Seiten liest du ungefähr in einer Stunde?
Ich lese schnell. Wie schnell ich lese hängt vom Erzählstil im Buch ab, mal schneller, mal langsamer.

Wie viele Bücher liest du in der Regel gleichzeitig?
Drei bis vier.

Welche Formate bevorzugst du? Taschenbücher, gebundene Bücher, broschierte Bücher, Prunkausgaben?
Taschenbücher und Gebundenes. Ich hab auch ein paar Prunkausgaben, aber mehr zum Angucken. Und Broschiertes fällt so leicht auseinander, deshalb lasse ich da eher die Finger weg.

Legst du Wert auf eine hochwertige Verarbeitung deiner Bücher? Spielt die Optik des Buches eine Rolle für dich?
Ja. Ich mag es nicht, wenn beim ersten Anfassen schon Blätter aus dem Buch segeln. Welche Rolle spielt Optik, wenn die Geschichte gut ist?

Liest du auch Ebooks? Wenn ja wie oft und welche Bücher?
Ja, bevorzugt auf Reisen. Am liebsten meine Favoriten und die bevorzugten Genres.

Wo versorgst du dich mit neuen Büchern? Beim Buchhändler ums Eck? In der Bibliothek? Aus dem Bücherbus?
Hauptsächlich auf Buchmessen und über die Verlage. Ansonsten ist jeder Buchladen, den ich mit Geld oder einer Kreditkarte betrete, mein Tod.

Kaufst du auch gebrauchte Bücher?
Ja, wenn es sich um vergriffene Ausgaben handelt.

Wieviel bist du bereit für ein gutes Buch auszugeben?
Die Spanne ist groß. Es gibt sehr gute Bücher von Selfpublishern für kleines Geld, ich lege aber auch schon mal 20..30 Euro für gebundene Ausgaben hin.

Verleihst du Bücher? Wenn ja an wen und welche Erfahrungen hast du damit gemacht?
Innerhalb der Familie bin ich die Bibliothek, die Bücher kommen auch immer wieder. Sehr selten an Kollegen und Freunde: seit ich Bücher nicht mehr wiederbekommen habe, wäge ich genau ab.

Wie viele Bücher hast du im Schnitt auf deinem Stapel ungelesener Bücher? (Alternativ: wie viele Regale ungelesener Bücher hast du?)
Ich habe zwei Regale voller ungelesener Bücher. Das dürften so etwa 200 Bücher sein.

Wo bei dir Zuhause hast du überall Bücher?
Kochbücher in der Küche, die meisten sind im Wohnzimmer. Der Rest ist im Schlafzimmer.

Wie sortierst du deine Bücher im Regal?
Alphabetisch nach Autor*in.

Was nutzt du als Lesezeichen? Oder knickst du die Seiten ein?
Lesezeichen, ich habe Stapel davon. Ansonsten Lesebändchen, wenn vorhanden. Geknickt wird auf keinen Fall.

Wenn du mit dem Lesen pausierst, liest du dann das Kapitel immer zu Ende oder hörst du auch mal mittendrin auf?
Ich höre auch mittendrin auf.

Worauf achtest du beim Kauf eines Buchs? Was für Kriterien muss ein Buch erfüllen, damit du es dir kaufst? Spielt der Verlag eine Rolle?
Ich will es lesen wollen oder das Thema interessiert mich. Der Verlag spielt kaum eine Rolle bei der Auswahl, aber ich hab so meine Lieblinge.

Wirfst du Bücher in den Müll?
Um Gottes Willen, nein!

Wie belesen ist dein Bekannten- und Freundeskreis? Kennst du Menschen, die kein Buch besitzen?
Es gibt Menschen, die keine Bücher besitzen? Nicht in meinem Freundes- und Bekanntenkreis.

Was für eine Rolle spielen Bücher in deinem Berufsleben?
Keine.

Brichst du Bücher ab, wenn dir der Inhalt nicht zusagt?
Ja. Das Leben ist zu kurz, um sich über ein seltsames Buch zu ärgern.

Bittet man dich im Freundes- und Bekanntenkreis um Buchtipps?
Kommt vor, ja.

Wenn deine Bücher plötzlich alle verloren gehen (z.B. Feuer, Hochwasser, böse Fee, …), welche drei Bücher würdest du dir sofort neu bestellen?
Matt Ruff „G.A.S.„, Marc Elsberg „Blackout“, Wolfgang Herrndorf „Arbeit und Struktur“. Warum eigentlich nur drei?!

Gehören ein Heißgetränk und Kekse zum Leseabend?
Nicht zwingend, aber es liest sich entspannter mit Getränk.

Hörst du während des Lesens Musik, oder muss bei dir völlige Stille herrschen?
Ich habe Musik im Ohr, wenn ich im Zug oder Flugzeug sitze, weil mich das Gequatsche drumrum irre macht. Zu Hause geht Lesen auch gut ohne Musik.

Liest du Bücher mehrmals? Wenn ja welche und warum?
Einige Bücher lese ich mehrmals, allerdings mit einigen Jahren Abstand dazwischen. Eva Heller „Der Mann, der’s wert ist“ wird immer mal wieder gelesen, weil ich mir das Hotel immer wieder anders vorstellen kann (der Heldin wollte ich an einer Stelle aber immer wieder eine reinhauen, das änderte sich nie). „Der Baader Meinhof Komplex“ von Stefan Aust habe ich bestimmt schon dreimal gelesen, weil ich mich mit dem Thema Terror in Deutschland und den Wurzeln der RAF immer mal wieder auseinandersetze.

Markierst du dir Stellen in einem Buch? Wenn ja wie?
Mit diesen Post-It Indexstreifen. Oder ich mache eine Notiz in der Kladde fürs Blog.

Und wie lest ihr?

 

 

Flirten mit BRAVO?

In den letzten Tagen hat dieser unsägliche BRAVO-Text (nur noch über Cache verfügbar) im Netz die Runde gemacht; die BRAVO hat ordentlich (und zu Recht) Schelte dafür kassiert und den Artikel inzwischen kommentarlos aus dem Netz entfernt. Warum bloss?

Schon Shakespeare hat in „Hamlet“ die Tändeleien der Frauen kritisiert, und Hamlet ist immerhin über 400 Jahre alt.

Ich weiß auch von euren Malereien Bescheid, recht gut.
Gott hat euch ein Gesicht gegeben, und ihr macht euch ein anders; ihr schlendert, ihr trippelt, und ihr lispelt und gebt Gottes Schöpfung verhunzte Namen und gebt eure Lüsternheit als Einfalt aus. Geht mir, nichts weiter davon, es hat mich toll gemacht.

Eine entsprechende Ohrfeige für die BRAVO hat Frau Meike geschrieben. Können dann bitte alle mal aufhören, junge Frauen/Mädchen zu den Frauenbildern der 50er zurückentwickeln zu wollen, von denen ich dachte, wir hätten uns längst davon verabschiedet?

Ein kleiner Nachtrag zum gestrigen Beitrag: das Orchester, welches bei den „Star Trek“-Aufführungen in London spielte, ist das 21st Century Symphony Orchestra aus Luzern/CH. Falls eins also mal in der Schweiz sein sollte, empfehle ich unbedingt einen Besuch einer der Aufführungen des Orchesters. Und laut Website machen die ganz, ganz viel mit Filmmusiken.

 

Wer für Arturo Ui ist: Hände hoch! (eine Abhandlung, gefunden beim Staatsschauspiel Dresden)

„Möglicherweise wäre der Aufstieg der NPD in Sachsen vor fast zehn Jahren tatsächlich aufzuhalten gewesen – hätte ihn das Land nur registrieren wollen. Doch Kurt Biedenkopf postulierte, die Sachsen hätten sich als „völlig immun erwiesen gegenüber rechtsradikalen Versuchungen“. Und so ruhte sich Sachsen auf dieser von Biedenkopf verordneten „Immunität“ gegen Rechtsextremismus aus und bemerkte das Unheil nicht, das schon zu den Kommunalwahlen im Frühjahr 2004 heraufzog. Als dann im September fast jeder zehnte sächsische Wähler sein Kreuz bei den Rechtsextremen machte, fiel nicht nur Sachsen in eine Art Schockstarre.“

….

„Und das ist die wirklich schlechte Nachricht. Dass es derzeit etwa 90000 Sachsen gibt, die eben nicht immun sind gegen die verführerischen Angebote von rechts. Menschen, denen Wille oder Werkzeug fehlt, unsere Gesellschaftsordnung zu verteidigen.
Es geht dabei nicht darum, rechte Ideologen von den Irrwegen ihrer Ideologie zu überzeugen. Auch Reporter erleben immer wieder, wie einfach es der NPD gelingt, Brücken in ein befremdliches Weltbild zu schlagen, in ein Weltbild, in dem sich der Gesprächspartner nicht auskennt. Sich nicht auskennen will. Und sich nicht auskennen muss.“

….

„Wenn sogar der Bundestagsvizepräsident sein – möglicherweise ja berechtigtes – Befremden über die Urteile sächsischer Richter formuliert und dabei pauschal die „eigentümlichen Dresdner Justizverhältnisse“ brandmarkt, dann streut er ein kleines Sandkorn auf die Schicht der Unkenntnis. Wie müssen solche Pauschalierungen bei den Wählern ankommen, die „denen da oben“ ohnehin misstrauen? Die politikmüden, rechtsstaatsverdrossenen Demokratieskeptiker – wie werden die das nächste „Schnauze voll“-Wahlkampfplakat rechter Parteien bewerten?
Wir brauchen Politiker, die Freude an der Demokratie vermitteln, die Kritik am „System“ formulieren, weil sie es schützen wollen. Wir brauchen Journalisten, Lehrer, Künstler und Eltern, die dieses Ansinnen mittragen, kurz: Wir brauchen alle, wir brauchen uns.
Das Verbot einer Partei, die sich ganz offen zu ihrer Systemfeindschaft bekennt, dürfte sich dann von selbst erübrigen. Ein erfolgreiches Verbotsverfahren hingegen würde uns der Notwendigkeit berauben, uns immer wieder mit der NPD und unserer Ordnung, die sie bekämpft, auseinanderzusetzen. Ein Verbot würde uns die trügerische Illusion der Immunität gegen rechts zurückgeben, die uns einst attestiert wurde.
Neue politische Gruppierungen stehen lange bereit, die Kader einer dann verbotenen NPD aufzunehmen. Gruppierungen, die genauso wachsen könnten wie die NPD in Sachsen 2004. Kurt Biedenkopf irrte damals. Wir waren nicht immun, wir wussten nicht einmal, wogegen.“

Meine 15 Cent

Ich halte mich in den sozialen Medien mit politischen Äußerungen weitestgehend zurück. Das bedeutet nicht, dass ich keine politische Meinung habe, im Gegenteil. Wie schnell Meinungsäußerungen entgleisen können habe ich oft genug bei Freunden und Bekannten gesehen, darauf habe ich keine Lust. Zu schnell wird zuviel missverstanden, Erklärungen zu schreiben ist schwieriger als sich zusammenzusetzen und zu reden (was schon aus vielen Gründen nicht geht), Dinge mündlich zu klären anstatt schriftlich.

Ich beobachte seit Wochen mit gehobenen Augenbrauen, was in Dresden passiert. Ich hatte gehofft, dass sich „Pegida“ irgendwann totläuft, genauso wie vor einigen Jahren die Montagsdemos gegen Hartz IV. Leider ist das Gegenteil eingetreten, von Woche zu Woche rennen mehr Leute diesen Blendern hinterher, die mit „Überfremdung“ und „Islamisierung“ ködern. Interessant zu beobachten ist dabei, wie sehr die Zahlen der Teilnehmer differieren zwischen den Meldungen der anwesenden Presse und den später nachgelieferten Zahlen der Polizei. Auch interessant – und das ist ein Fakt: sehr viele der Pegida-Mitläufer kommen aus anderen Städten, Bundesländern nach Dresden, um ihre Flagge zu zeigen. Ich weiß nicht,  wie viele Dresdner auf Seiten der Pegida mitlaufen, aber sie sind vermutlich nicht in der Überzahl. Sie alle haben aber eins gemeinsam: sie werfen ein schlechtes Licht auf die Stadt und die Menschen, die in ihr leben und arbeiten.

Mehr als alles ärgert mich die Sippenhaft, in die man als Dresdner inzwischen genommen wird; Pegida steht nicht für mich, auch nicht für die Stadt, in der ich partiell lebe und arbeite. Ein paar verrückte Köpfe organisieren hier ihre sogenannten Abendspaziergänge und schaffen es, aus der ganzen Bundesrepublik Leute nach Dresden zu bringen. 3.500, 7.000, 12.000, zuletzt sogar 25.000 vermeldete Pegida-Demonstranten. Demgegenüber stehen jeden Montag Proteste, die es – wenn ich mich richtig erinnere – bisher nur einmal geschafft haben, zahlenmäßig über den Pegida-Demonstranten zu liegen, nämlich als der Sternmarsch zum Rathaus stattfand. Wie Teilnehmerzahlen bei Kundgebungen übrigens offiziell ermittelt werden, erläutert anschaulich und knapp zum Beispiel dieser Artikel in der Sächsischen Zeitung, ähnliche Artikel sind bei der Süddeutschen und auf der MDR-Website erschienen. Im Artikel der Süddeutschen Zeitung geht es auch um einen verantwortungsvollen Umgang mit Zahlen, auch darüber kann man mal nachdenken.

Letzte Woche teilte ich den Text von Peter Richter über Dresden, Kästner und Pegida auf Facebook. Richter trifft mit seinem Erlebten und Wahrgenommenen, wie ich mich mit Pegida und auch Nopegida fühle, meinen Ärger, meine Zerrissenheit, aber auch meine Angst, mich dem montags entgegenzustellen. Einer der wichtigsten Sätze bei Richter ist: „Der Skandal ist, dass Pegida auch schuld daran ist, dass Dresden für immer mehr Leute als schuld an Pegida gilt, als Stadt, die immer irgendwie rechts und konservativ war, ist, sein wird, als Stadt, die aus Prinzip immer nur Rechtes und Konservatives hervorbringt und nichts anderes.“ Eben jene Vorwürfe kamen in den Kommentaren aus Hamburg (inzwischen von der Verfasserin gelöscht) und das ist es, was ich mit Sippenhaft meine. Ebenso Fragen, warum wir es nicht schaffen, mehr Leute gegen Pegida auf die Straße zu bringen. Eine Frage beantworten, auf die ich selbst keine Antwort habe? Das kann ich nicht. Einer meiner Freunde war getroffen von den Kommentaren und reagierte deutlicher als ich es tat. Konsequenz: Hamburgerin blockt Dresdner (was ich erst rausfand, als ich ihn anschrieb und fragte, warum er seine Kommentare gelöscht habe). Ich bin auch nicht mit jedem einer Meinung, aber Leute wegen ihrer Meinungen zu blocken finde ich kindisch, unreif. Wenn man Meinung nicht aushält, sollte man sich nicht an Diskussionen beteiligen bzw. eine vom Zaun brechen. Genauso albern war es, im Nachhinein die eigenen Kommentare und Fragen zu löschen, so stehen meine Antworten jetzt eher zusammenhanglos unter dem Beitrag. Nun ja.

Letzten Samstag war ich auf der Kundgebung an der Frauenkirche, bei der, wie wir während der Veranstaltung bereits erfahren haben, wohl 35.000 Menschen waren. Sie verlief ruhig, entspannt, viele Leute waren mit Kindern und/oder Enkeln da. Natürlich gab es in den vorderen Reihen jemanden, der versucht hat, gewisse Redner niederzuschreien. Auch die Schilder mit „Pegida hat Recht“ waren da, aber eher sehr spärlich gesät. Es ging ruhig und friedlich zu, wenig Polizei im Gegensatz zum Aufgebot, das hier jeden Montag vom Büro aus zu beobachten ist.

Montag abend – 25.000 Pegida-Demonstranten. Woher kommt ihr alle, zum Teufel? Als ich gegen halb 7 abends das Bürohaus verließ, begann die Polizei gerade damit, das Areal abzuriegeln. Irgendwann gegen 22 Uhr legte ich das iPad weg und ging schlafen, ich mußte schließlich am nächsten Morgen wieder früh im Büro sein. Dienstag morgen, Frühstücksfernsehen der ARD. Um halb 8 hörte ich zum ersten Mal Zahlen der Demonstrationen in den verschiedenen Städten. Richtig wütend machte mich in etwa folgender Wortlaut bei der Tagesschau: „In Dresden folgten etwa 25.000 dem Aufruf der Pegida. Dem stellten sich gut 30.000 Menschen in Leipzig … gegenüber. … Anti-Pegida-Demonstrationen fanden u.a. auch in München, Hannover, Berlin, Hamburg und Saarbrücken statt.“

Danke, Tagesschau! Bisher habe ich die Öffentlich-rechtlichen immer verteidigt für unabhängige Berichterstattung. Genau so kommt unter anderem die Wahrnehmung auf Dresden zustande. In Dresden demonstriert Pegida, in allen anderen Städten wird dagegen protestiert. Dass in Dresden knapp 9.000 Leute bei der Gegendemo waren – kein Wort. Dass in Leipzig etwa 7.000 für Legida unterwegs waren – kein Wort. Es ist das, was man tendenziöse Berichterstattung nennt, worüber sich die Begleitung aufregt und wir immer wieder mal unterschiedlicher Auffassung waren.

Es kotzt mich an. Zum einen das Bild, das durch genau die oben beschriebene Berichterstattung entsteht, zum anderen die Sippenhaft, in die man dann dafür genommen wird. Das Aufrechnen der Demonstrantenzahlen, wer ist dafür, wer dagegen, meine Stadt ist besser als deine. Es gibt Dinge, die funktionieren interessanterweise nur hier, Pegida gehört leider dazu (was immer noch nicht bedeutet, dass ich sie akzeptiere). Und ich bin es leid, mich für die Stadt zu entschuldigen, wo keine Entschuldigung nötig ist. Kommt her, macht euch selbst ein Bild von Dresden und den Menschen, die hier leben, gebt ihnen bitte diese Chance, anstatt alle und alles über einen Kamm zu scheren!

LBM 14 – Teil 2

Es ist voll am Samstag, die Begleitung und ich haben bereits im Vorfeld beschlossen, dass wir den Sonntag entspannt daheim verbringen wollen. Für ihn ist es der erste Messebesuch, daneben komme ich mir fast wie ein alter Hase vor.

„Entschuldigung, seid ihr Buchhändler?“, spreche ich die beiden an, die uns das Gedränge nach einer Stunde Rundgang entgegenspült und die mir von Fotos her bekannt vorkommen. „Ja, sind wir.“ – „Weinbrenners?“ – „Ja!“ – „Hi, ich bin Anja.“ Unglaublich. Im größten Gewühl der Buchmesse freue ich mich, dass ich die beiden Köpfe hinter dem Bücherhof getroffen habe. Wir stehen etwa 10 Minuten als Inseln im Gewusel der Menschen und schnattern über den Bücherhof, Facebook, das neue Haus der Weinbrenners und ihre Pläne damit, bevor jeder wieder in die Richtung weiterzieht, in die es ihn vorher getrieben hat. Spontane Begegnungen auf dieser Messe sind für mich immer noch die besten.

Wir gehen noch einmal zum Stand des Eulenspiegel Verlags, wo Arno Funke Poster und Zeitschriften signiert, ich stelle mich danach beim diogenes Verlag an, um mir den neuesten Roman von Ingrid Noll signieren zu lassen. Wir gehen nochmal bei der Leipziger Autorenrunde vorbei, um Zoe Beck und Isa Bogdan Hallo zu sagen, bevor wir uns trennen; ich will zum Treffen von Lovelybooks, die Begleitung zur Antiquariatsmesse und auf eigene Faust entdecken.

Das Lovelybooks-Treffen ist recht voll; auf der Bühne sitzen neben der Moderatorin zwei bloggende Mitglieder von Lovelybooks, der Autor Kai Meyer (von dem ich bisher noch nichts gelesen habe), und, wenn ich mich nicht verhört habe, eine Vertreterin von Bastei Lübbe. Es geht gerade um soziale Medien und ihre Bedeutung für Autoren und Verlage. Kai Meyer erklärt, wie er Facebook, Twitter und Co. nutzt, wie wichtig für ihn diese Medien und der Kontakt zu den Lesern und Verlagen ist. Interessant finde ich die Antworten der beiden Lovelybooks-Leute auf die Frage, ob sie Verlage um Leseexemplare bitten; beide verneinen und erklären, dass sie das auch nicht richtig fänden, man solle die Bücher doch lieber kaufen, die man lesen möchte. Schreiben könne man ja trotzdem drüber. Ein etwas eigenwilliger Ansatz, finde ich. Wie ernst es den Leuten, die bei diesen Antworten noch nickend unter den Zuhörern saßen, mit diesen Aussagen ist, zeigt sich bereits am Ende der Diskussion: Am Rand sind zwei große Berge Giveaways aufgeschichtet, wie beim Eröffnungstag eines Schlussverkaufs im größten Schuhkaufhaus stürzen sich die Massen auf diese Taschen. Insgesamt sechs Bücher und diverse Kleinigkeiten sowie Infomaterial (Bastei Lübbe) sind in den Taschen. Und ihr wollt mir weismachen, dass ihr nicht auf Leseexemplare scharf seid? Lustigerweise läuft mir als erstes die Lovelybooks-Dame, die vehement verneinte, mit zwei dieser Taschen danach vor die Füße.

Da wir die Tochter der Begleitung zu diesem Messetag nicht mitnehmen konnten, wollten wir ihr wenigstens noch ein paar Mitbringsel übergeben. Die freundlichen Damen und Herren bei den Fernsehsendern hatten für meine Bitte viel Verständnis und packten Kugelschreiber, Kalender, Schlüsselbänder, Lesezeichen und noch einiges anderes mit besten Grüßen ein. Nebenbei habe ich mir Aufzeichnungen für Kulturzeit bei 3sat und kurz Interviews beim mdr angeschaut.

Kurz vor Ende des Messetages treffen sich die Begleitung und ich wieder am vereinbarten Treffpunkt vor Halle 1. Gegen halb 6 schleichen wir vollbeladen, schnatternd und erledigt vom Gelände und treten die Heimfahrt an. Den Sonntag verbringen wir dann damit auszuschlafen, gemütlich zu frühstücken, noch ein bisschen von unseren Erlebnissen zu erzählen und die Beute zu teilen. Die Tochter der Begleitung hat sich übrigens sehr über das Mitgebrachte gefreut.

LBM14 – Teil 1

Messe. Leipziger Buchmesse. Menschen, unsagbar viele Menschen. Um es mal anders zu sagen: People do scare me. A lot. Und dann auch noch diese Massen.

Im vergangenen Jahr war ich auf der Leipziger Buchmesse für genau einen Tag als Besucher mit tausenden anderen und unzähligen Cosplayern. Ich fand es großen Spaß, auch wenn ich es vermieden habe, mich unter die ganzen Mangakids zu mischen. Das ist mir ein bisschen zu sehr drüber. Ansonsten fand ich es toll, die Verlage abzuklappern, Bücher zu stöbern, Autoren zu treffen. In diesem Jahr also erstmals der Versuch, das Event als Presse/ Blogger zu entern. Obwohl ich die Akkreditierungsfrist im Vorfeld um genau einen Tag verpasst hatte, konnte ich den begehrten Ausweis am Donnerstag ohne große Diskussion in Empfang nehmen. Wohoo!

Jetzt bin ich ja ein höflicher Mensch, der sich brav an die Stände stellt und zurückhaltend nach Büchern fragt. Donnerstag: Klar, lassen Sie Ihre Karte mal da, wir melden uns; Wir geben keine Leseexemplare raus, aber ihre Daten geben wir gern an die Presseabteilung weiter. Na gut. Ich habe letztes Jahr beobachtet, dass Leute einfach an die Stände gegangen sind und im Tausch für ihre Visitenkarte Bücher bekommen haben. So wollte ich nicht sein, so wollte ich nicht auftreten. Offenbar siegt frech dann doch, denn am Freitag zog die offensivere, aber immer freundliche Masche deutlich besser. Der Verlag, der am Donnerstag noch keine Leseexemplare ausgeben wollte, stapelte am Freitag vier (!) Bücher vor mir auf und klebte „kostenloses Leseexemplar“ drauf. Und so ging es weiter. Mal gab es Bücher, mal nicht, dafür die Visitenkarte und das Versprechen, mir das Gewünschte nach der Messe zuzusenden. Ich werde sehen, was am Ende hier ankommt.

Donnerstag und Freitag – sehr viele Schulklassen, die auf der Messe unterwegs waren. Ich finde das eine sehr gute Idee, eine Klassenfahrt zu veranstalten, denn es verbindet Angenehmes mit Nützlichem nach meiner Ansicht. Hochschulen, Verlage, Mittelständler präsentieren sich nämlich ebenfalls als zukünftige Ausbilder und Arbeitgeber „rund ums Buch“. Und ein paar Bücher zum Schmökern in der Freizeit konnten sie auch noch erwerben.

Am Freitag Nachmittag fand noch das Treffen der Ironblogger statt (zu dem ich zu spät kam, weil ich erst den Seminarraum nicht fand und der sich am Ende als größerer Schuhkarton entpuppte). Ich finde solche kleinen Treffen ja sehr nett und hilfreich; endlich gibt es mal Gesichter hinter den Blogs. Und irgendwo hat man sich doch auch schon mal vorher getroffen… Sehr interessant fand ich die Präsentation von LitVideo (heute kam das Transskript dazu). LitVideo produzieren unter anderem, ähnlich den Filmtrailern, Buchtrailer. Auch wenn ich die Idee klasse finde, so ganz klar ist mir noch nicht, welchen Mehrwert Verlag und Agentur haben werden, wenn Blogger die Trailer in ihre Blogs einbinden. Das ist meiner Meinung nach – ähnlich den Filmtrailern – uninteressant, sobald das Buch erschienen, gelesen und rezensiert ist. Wie so vieles, das ich auf der Messe aufgesaugt habe, gilt auch hier, dass ich mir das nochmal in Ruhe und genauer ansehen muss. Ganz sinnfrei ist die Idee nämlich nicht.

Mittwoch

Die geduldige und immer freundliche kittykoma und ich haben Tage und Wochen im Maschinenraum dieses Blogs verbracht, um es so hinzubiegen, wie ich es gern sehen möchte. Nochmal ganz herzlichen Dank für Deine Geduld!

Für diese Woche befürchte ich, kein einziges der angefangenen Bücher fertigzubekommen, denn ab morgen werde ich mich größtenteils auf der Buchmesse in Leipzig aufhalten. Die nächste Rezension wird also noch ein bisschen auf sich warten lassen.

Foodcamp Cilento, Tag 2; Pompeji, abends mit einigen

Einigermaßen ausgeschlafen geht es entspannt zum Frühstück im Hotel. Kaffee, Brötchen, Croissant, Saft – alles nur für mich. Es hat manchmal auch Vorteile, der einzige Gast im Hotel zu sein. Ein Brötchen für mich, eins für den Weg, das esse ich irgendwo in Pompeji.

Die Idee „Du fährst nicht auf der ersten Abfahrt von der Autobahn, auf der „Pompeji“ dran steht“ war, sagen wir, dämlich, ich lande im Nachbarort. Ich folge den Schildern nach Pompeji zurück, aber irgendwann verschwinden diese und ich befinde mich auf dem Weg um den Vesuv herum, in genau entgegengesetzter Richtung zum Ziel. Wieder zurück, schließlich lande ich im Zentrum von Pompeji und kann mein Auto auch abstellen. Durchatmen muss ich erst einmal, denn die Kurverei mit dem Auto durch die engen Straßen voller Menschen, Autos und Motorroller hat mich doch etwas mitgenommen. Den Parkplatzwärter frage ich noch nach den Ausgrabungen von Pompeji – er zeigt auf das unmittelbar benachbarte Gelände des Parkplatzes. Nur noch ein paar Meter bis zum Eingang. Nett.

Eingang durch die Porta Anfiteatro. Man bezahlt 11 Euro für die Tageskarte als Erwachsener, aber schließlich bezahlt man den Zugang zu einer ganzen Stadt, die Jahrhunderte unter Tuff und Bimsstein begraben lag und in Teilen immer noch liegt. Es ist heiß, etwa 30 Grad Ende September, es geht ein leichter Wind.

Erstaunlich wenig Besucher, denke ich, als ich durch die ausgegrabenen Straßen laufe. Und einige der Villen und im Reiseführer als Sehenswürdigkeiten angegebenen Plätze sind nicht zugänglich; in einigen Häusern wird gegraben, andere sind schlicht abgeschlossen. Tja, das ist wohl so, am Ende der Saison.

Trotzdem wandere ich etwa drei Stunden durch den Ort, ich schaffe es bis zum Großen Theater, laufe dort auf der oberen Sitzreihe herum und setze mich anschließend im Schatten unter die Bäume, mein mitgebrachtes Brötchen verspeisend. Zuletzt muss ich wieder auf dem Weg zurück, eine Straßenreihe tiefer, zurück zum Auto. Unterwegs die Erkenntnis, dass man die Besichtigung Pompejis niemals an einem einzigen Tag schaffen kann.

Ich schaffe es mit gemütlicher Fahrweise zurück nach San Marco, um rechtzeitig die ersten Foodcamper für Fischkauf im Hafen zu treffen: Florian, Valentin, Bernd, Grit und Daniela. Problem: es gibt am Freitag keinen fangfrischen Fisch. Einer erzählt uns, dass ab Ende September für einen Monat eine Art Schonzeit herrscht, später ein anderer, dass freitags und sonntags nicht gefischt werden darf.

Für Samstag Vormittag wird ein erstes Einkaufsteam gebildet, das die „Basics“ beschaffen soll und die Hauptzutaten für die ersten Gerichte. Am Samstag gegen halb 4 nachmittags kommen die anderen Foodcamper aus Neapel per Bus.

Wir essen in einer kleinen Pizzeria im Ort, der einzigen, die offenbar länger als 21 Uhr geöffnet haben wird. Die Antipasti aus Käse, Salami, Schinken und Pizzabrot reißen uns vom Hocker, die Spaghetti con vongole und die Gnocchi sind „gewöhnlich“, die Pizza aus dem Ofen reißt es überhaupt nicht. Wie schon irgendwer vorher sagte: „Manchmal kocht er super, dann wieder nicht.“

Morgen wird alles anders.