Auf dem Weg nach Hause, kurz vorm Ziel. Abendstimmung, ein paar versprengte Radfahrer und ansonsten – Ruhe. All das keine fünf Minuten von meiner neuen Haustür entfernt.

Bollywood

Ich süchtle ja seit einiger Zeit nach allem, was irgendwie Bollywood ist. Ich mag die farbenfrohen Kostüme, die wunderbaren Choreographien in den Tanzszenen und die immer wieder unverhofften Wendungen, die eine Romanze zu einem Drama machen. Am schönsten sind die großen Filme der vergangenen acht bis 10 Jahre mit aufwendigen Massentanzszenen und vor allem (Achtung, hoher Kreischfaktor) Shah Rukh Khan. 😉

Vergangenen Samstag lief auf RTL II „Lebe und denke nicht an morgen“. Nach vier Stunden saß ich am Ende heulend auf meiner Couch, weil der Film mich so bewegt hat. Sind Männer im wirklichen Leben so selbstlos, auf die Frau, die sie lieben, zu verzichten, weil sie wissen, daß das gemeinsame Glück nur von kurzer Dauer sein würde? Sind sie überzeugt davon, daß ihr Schweigen über die tödliche Krankheit alle Betroffenen (Mutter, Geliebte, Freunde) glücklicher macht?

Okay, okay, alles nur Film, aber sagt mal…

Öhm

Vor einigen Wochen fand ich in meiner Mailbox die Nachricht eines wildfremden Amerikaners. Er schrieb, dass er meine Fotos bewundere und meine Adresse von meiner Freundin Katharina bekommen hätte. Er würde sich freuen, wenn wir in Kontakt kämen und uns kennenlernen könnten. So weit, so gut.

Katharina hatte mir gegenüber nichts von diesem ominösen Fremden erwähnt. Kurz nachgefragt per Mail und sie lachte sich halbtot, weil sie in all ihrem Stress und zwischenmenschlichen Chaos vergessen hatte, mir einen Zweizeiler zu schicken. Er sei harmlos, sie hätten bisher nur kurz und dann über Kunst und Fotografie gechattet. Nun gut.

Nun bin ich ja ein neugieriges Wesen und will natürlich wissen, wer sich hinter alldem verbirgt, und so legte ich mich mittels Chatbrowser bei AOL auf die Lauer und wartete. Irgendwann entspann sich mit dem Fremden eine interessante Unterhaltung, aber nach drei Stunden hatte ich auch Bauchschmerzen. Er sei Geschichtsprofessor in New York (Robert Langdon blitzte kurz vor meinem geistigen Auge auf) und er wäre in diesem Jahr noch zweimal in Deutschland im Rahmen eines Projektes. Da könne man sich auf jeden Fall treffen und sich kennenlernen und direkt unterhalten. Ich habe ja schon mehrere verrückte Aktionen unternommen, um Menschen kennenzulernen, aber hier beschlich mich schnell ein merkwürdiges Gefühl. In seiner Mail stand bereits, daß er verheiratet sei. Nun halte ich mich, nach früheren schlechten Erfahrungen und dicken Narben, die bei Wetterumschwüngen im Herzen immer noch ziehen, grundsätzlich von dieser Spezies Mann fern. Doch was ist schon ein Chat über Ozeane hinweg? Diese Distanz erscheint mir bisher sehr beruhigend groß zu sein. Ungefragt erzählte er mir von vergangenen und beendeten Verhältnissen, meist mit deutschen Frauen, und daß er fasziniert von deutschen Frauen sei. Seine Lebensgeschichte wollte ich eigentlich nicht hören, er erzählte sie mir trotzdem. Ich habe keine Ahnung, wie alt er ist; er könnte 15 Jahre älter oder auch so alt wie mein Vater sein, aus dem Foto werde ich nicht schlau.

Zwei Konversationen später klangen seine Pläne für den ersten DE-Besuch schon zu ausgereift und mir missfiel arg, daß ich offenbar bereits fester Bestandteil seines Programms bin. Hallo? Er beteuerte in Quasi-Monologen immer wieder, dass er harmlos und sehr fasziniert sei, und dass er mich auf jeden Fall näher kennenlernen wollte. Irgendwie ist mir die Richtung schon jetzt klar, die er sehr direkt anpeilt. Dezente und auch direkte Hinweise auf seinen Status des Verheirateten ignoriert er völlig. Seit drei Wochen habe ich die Unterhaltungen unterbrochen und ich weiß jetzt schon, daß ich zur Zeit seines ersten Besuches in Deutschland nichtmal in der Nähe seines Aufenthaltsortes sein werde und will. Er schmiedet bereits Pläne für seinen zweiten Besuch in DE, er hat mir erzählt, daß er ein Appartment haben wird und daß ich ihn dort gern besuchen könne.

Katharina habe ich zwischenzeitlich angerufen und ihr Einzelheiten berichtet. Wir haben uns kaputtgelacht; er ist entweder sehr einsam oder ein ganz schlimmer Finger. Vieles, was er mir erzählt hatte, wusste sie nicht einmal, überrascht war Katharina auch, daß er offenbar schon geplant hatte, sie zu daten. Das wiederum hat er mir geschrieben, ihr aber nichts von seinen Absichten gesagt.

Jetzt hätte ich gern mal die Meinung des hier mitlesenden Volkes gehört. Im Augenblick habe ich so gar keine Lust, den Typen zu treffen (nein, optisch leider kein Robert Langdon, falls jemand fragen wollte). Alles klingt unheimlich strange und ich habe keine Lust, irgendeinem Psychopathen in die Arme zu laufen. Also, was sagt ihr?

Heißer Mai, ich sage es Euch. In den kommenden zwei Wochen gilt es, zwei Projekte abzuwickeln (Deadline 13.05.07, 24 Uhr), dazwischen liegen noch zwei Konzertbesuche, eins in Chemnitz am 9., das andere sechs Tage später wieder in Dresden.

Ich glaube, den bereits genehmigten Urlaub ab dem 21. Mai habe ich mir dann redlich verdient. Ächz.

Nachtrag: Mir fällt gerade auf, daß im ersten Absatz verdächtig oft die Zahl 2 vorkommt. Sehr merkwürdig…)

Nicht, daß sich hier wer wundert über das große Schweigen. Der Umzug in die neue Burg ist durch, die alte Hütte ist noch nicht ganz fertig und zurückgegeben, ich wühle mich noch durch Kistenberge und Knüllpapier, die Dame des Hauses gewöhnt sich bereits an die Empore, nur das Internetz ist noch nicht angekommen. Aber ab morgen… dann gibts auch wieder Berichte und vor allem – Bilder! 🙂

Lesung Ulla Meinecke, Dresden, Haus des Buches

Zehn vor 8 Uhr abends und es sind noch einige Plätze in der Mitte frei. Doch nicht so voll hier, wie ich dachte. Autorenlesung im Haus des Buches, Ulla Meinecke liest aus ihrem letzten „Sachbuch“.

Das Publikum ist sehr gemischt, einige junge Leute, viele 40irgendwas, einige wenige, die noch älter sind, sich bereits mit Krücken durch die Reihen bewegen. Was machen die alle hier? Es wird gequatscht, bei einigen aus der Krückenfraktion sehe ich Internetausdrucke mit Songtexten und der Vita der Lesenden. Prosecco, Bier, Rot- und Weißwein, Schnittchen werden konsumiert, kaum jemand mit alkoholfreien Getränken. Neben mir eine Gruppe Mittvierzigerinnen, die sich u.a. über Schulprobleme der Kinder, den nächsten Geburtstag des Gatten/ Lebensgefährten und den damit verbundenen Restaurantbesuch sowie das letztjährige „Konzert“ der Pet Shop Boys in der Stadt auslassen. Konzert? Wissen die etwas, das ich nicht weiß? Ah, es geht um die Battleship-Aufführung. Kopfschüttelnd versuche ich die schnatternden Weiber zu überhören; mich hat schon im vergangenen Jahr verärgert, dass mindestens die Hälfte der sich am Ende beschwerenden Besucher der Aufführung völlig ignoriert hatte, daß das eben kein Popkonzert war. Der Abend verspricht lustig zu werden.

Licht aus, Musik aus, das Grundrauschen ebbt jedoch nicht wirklich ab. Es ist doch noch sehr voll geworden, kaum mehr ein freier Stuhl. Der etwas gehetzt wirkende Geschäftsführer bittet die Zuhörer um das Ausschalten der Handys, aber niemand rührt sich. Kein hektisches Suchen in vollen Taschen, es sieht nach einem disziplinierten Völkchen aus. Auch die letzten Säumigen finden irgendwann zu ihren Plätzen, dann kann’s losgehen.

Über die Lesung selbst schreibe ich an anderer Stelle weiter. Hier geht es nur um die Randfiguren.

Es wird gehustet, geräuspert, geschwatzt, in Bonbontüten geraschelt, Glas schlägt an Porzellan und nach 10 Minuten beginnt die Schnatterente drei Plätze weiter SMS zu schreiben. Irgendwann beginnt jemand, seine Digitalkamera einzustellen; das Piepsen der Systemtöne ist laut und deutlich. Frau Meinecke ist inmitten ihrer Geschichten und läßt sich nichts anmerken. Nach ca. 15 Minuten bin ich genervt von der Unhöflichkeit und Disziplinlosigkeit um mich herum und fühle mich an schlecht erzogene Gören im Kino erinnert. Welcher Film läuft hier eigentlich? Das Publikum bei der Handelsblattlesung war wesentlich jünger, aber aufmerksamer und vor allem interessierter.

Nach der Lesung noch Signierstunde, doch nur ein knappes Drittel der Zuhörerschaft möchte die eigenhändige Unterschrift der Autorin in das Buch. Der Rest der Meute verflüchtigt sich auf wundersame Weise und wird später verteilt im Haus des Buches wieder aufzufinden sein. Im Hinausgehen sehe ich leere Biergläser, achtlos auf Regalen und Büchern abgestellt, Glas klirrt, als eine Frau mit ihrer Jacke eines der Gläser von einem Bücherregal herunterkehrt und die Scherben einfach liegenläßt. Ich fasse es nicht, wie ignorant manche Menschen sind. Wer so mit gedruckten Schätzen umgeht, ist ihrer nicht wert.

So interessant ein Buch künftig sein mag, aber eine Autorenlesung in diesem Haus – nö, nie wieder.

Liegt es am Wetter, am Datum oder fällt nur mir heute die besonders häufige Erwähnung von „Sachsen“, „Ostdeutschland“ und „Sächsische Schweiz“ im ARD-Morgenmagazin auf?

Als ich gestern morgen Desiderias Kirschblüten sah, schlummerten meine noch auf der Kamerakarte im Rucksack. Aber heute ist ja auch noch Frühling.

Alltagsgrauen

Wenn dieses verdammte Textverarbeitungsprogramm nochmal völlig unmotiviert abschmiert, werfe ich das Notebook aus dem Fenster, kannste glauben. Mitten im Satz in einem wichtigen Dokument, JE-DES-MAL!!

Macht bestimmt ordentlich Lärm, wenn es aus dem vierten Stock auf irgendeine Motorhaube kracht. Baahh, ich könnte kotzen! Zwei Kapitel nochmal editieren, verdammt.