Befindlichkeitspost

Irgendwie dachte ich Ende letzten Jahres noch: ‚ Cool! Im Februar hast du deine Knie-OP, danach Reha und Zeug, endlich wieder richtig Zeit und Muse, um stapelweise Bücher zu lesen.‘ Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Im Krankenhaus hatte ich keinen Nerv, irgendein Buch anzufassen. Die ersten Tage grunzt man das Anästhetikum aus, dauernd kommt wer und fragt nach dem Befinden, alle fünf Stunden Schmerztropf wechseln, Gehtraining ist auch noch und dann hatte ich an diesem stürmischen und verregneten Samstagabend einen fetten Depri-Schub. Da passte so gar kein Buch rein. Bei der anschließenden Reha waren die Tage gefüllt mit Behandlungen, langen Wegen und manchmal recht nervenden Mitpatienten. Irgendwie war ich froh, nach drei Wochen wieder nach Hause zu können, auch wenn die Klinik wirklich gut war, was die Nachsorge anging. Das Drumherum ging mir auf die Nerven, Menschen halt.

Wieder zuhause ging es weiter: teilweise drei Termine am Tag – Rehasport, Physio, Bewegungstherapie im Wasser, ärztliche Nachsorge. Ich habe anfangs viel geschlafen wieder zu Hause (das Bett in der Rehaklinik war eine Katastrophe), aber ein Buch habe ich nicht wirklich in der Hand gehabt. Ich habe mich irgendwann im Mai/Juni regelrecht gezwungen ein Buch zu lesen, allerdings brauchte ich dafür gut vier Wochen. Und ich mochte dieses Buch!

Im Juni begann der erste Versuch der Wiedereingliederung, den ich abbrechen musste. Zuviel auf einmal gewollt, auch wenn ich nur zwei Tage pro Woche, dann aber gleich Vollzeit kommen wollte. Dazu noch die Arzt- und Sporttermine, zurück zu „anfangs viel geschlafen zu Hause“, denn ich war permanent müde. Und wenn ich nur müde bin, bleibt auch von Büchern nix hängen bei mir.

Richtig viel gelesen habe ich dann erst im Urlaub jetzt im September wieder. Zwei Wochen Teneriffa, vier Bücher. Und über die schreibe ich dann gleich noch was.

Lesen ist so eine Sache. Es gibt Monate, da lese ich keine einzige Seite in meiner Freizeit. Der sanfte Druck mancher Verlage hilft da auch nicht unbedingt mich zu motivieren, wieder ein Buch anzufassen. Ich bin sehr dankbar, dass ich im März schon wieder so fit war, um in Leipzig die Buchmesse zu besuchen, nette Autoren und Verlagsmitarbeiter zu treffen und ein paar Bücher einzusammeln. Wir waren in der ausklingenden Theatersaison noch einige Male im Staatsschauspiel, um uns ein paar wichtige Stücke anzusehen, denn mit dem Intendantenwechsel gingen auch Schauspieler, Dramaturgen, Regisseure und Stücke, die uns echt ans Herz gewachsen waren. Den Rest muss ich jetzt irgendwie abfackeln.

Denn ich habe wieder Lust zu lesen.

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