[Rezension] Janne Mommsen – Oma ihr klein Häuschen

Klappentext: Seit einem Jahr ist Sönke Single, und jetzt hat er auch noch seinen Job verloren. Da kommt ihm das Verwandtentreffen bei seiner geliebten Oma auf Föhr gerade recht. Doch Oma ist verschwunden, und der Veganer-Onkel wütet gegen seinen Bruder, der schon mal Hund gegessen hat. Wie soll man sich da über das gemeinsame Erbe, das schöne reetgedeckte Haus direkt hinterm Deich, einigen? Die Lösung aller Streitigkeiten findet Sönke mitten im Wattenmeer – zusammen mit seiner Cousine Maria, die er schon immer toll fand. Denn wo ein Wille ist, ist auch ein Strandweg.

„Oma ihr klein Häuschen“ hat mich auf meiner letzten Pendelfahrt begleitet und gut unterhalten. Sönke, der Enkel von Oma Imke, verliert seinen Job und reist daraufhin nach Föhr. Er soll seine Mutter bei der Familienfeier vertreten, bei der über das weitere Schicksal von Omas kleinem Reetdachhaus entschieden werden soll. Jedes von Omas Kindern hat andere Pläne für das Haus und als Oma Imke auch noch verschwindet, macht sich Sönke mit seiner Cousine, die als Polizistin auf der Insel arbeitet, auf die Suche.
Das Buch ist kurzweilig, nicht zu komplex, und ein dunkles Familiengeheimnis gibt’s auch. Nette Unterhaltung, da verzeiht man die zwei Versprecher zum Ende der Geschichte gern.

Janne Mommsen „Oma ihr klein Häuschen“, Hörbuch erhältlich bei Audible, Paperback im Rowohlt Verlag

Saure Gurken-, ähm.. Lesezeit

Die vergangenen sechs Monate waren ausgesprochen schwierig. Arbeit, Pendeln, Arbeit, Trainings, Entscheidungen, Mäuse in der Zweitburg, Arbeit. Und so weiter. Leider wird das nicht viel besser in den kommenden Monaten, zum Lesen musste ich mich teilweise zwingen.

ABER: ich habe im Urlaub wenigstens zwei Bücher gelesen und in meinen vergangenen drei Wochen kzH mindestens drei. Diese liegen daheim noch auf dem Rezi-Stapel, ich muss nur noch was dazu schreiben

[Rezension] Andy Weir – Der Marsianer

„Bei einer der Ares-Expeditionen auf dem Mars gerät der Astronaut Mark Watney in einen Sandsturm und wird bewusstlos. Als er aus seiner Ohnmacht erwacht, ist er allein. Auf dem Mars. Ohne Nahrung. Ohne Ausrüstung. Und ohne Crew, denn die ist bereits auf dem Weg zurück zur Erde und hält ihn für tot. Für Watney beginnt ein spektakulärer Überlebenskampf.“

Ich glaube, wirklich jede(r) hat inzwischen die Verfilmung von Weirs Buch mit Matt Damon gesehen. Und glaubt mir, der Film ist besser. Ich hatte irgendwann Anfang des Jahres die Hörbuchausgabe für kleines Geld gefunden und mir das Buch auf längeren Strecken angehört. Leider ist die Story nicht annähernd so spannend wie im Film erzählt (ja ich weiß, Dramaturgie und so). Die Hörbuchversion ist anfangs noch interessant, verliert sich aber mehr und mehr in technischen und wissenschaftlichen Details, die ich als Raumfahrtlaie ums Verrecken nicht verstehe. Leider reisst Sprecher Richard Barenberg das alles auch nicht raus. Schade eigentlich, es hätte mehr draus werden können. Da hilft eigentlich nur, sich den Film nochmal anzusehen. Because Matt Damon.

Andy Weir – Der Marsianer – 978-3837131550 – Hörbuchversion bei Random House Audio

Wieso ist der Februar schon wieder rum?

Herrje, die Zeit vergeht. Im Herbst 2017 wollte ich eigentlich nochmal in den Urlaub fahren, Ende Juli/ Anfang August war ich auf der Suche nach einem geeigneten Ziel. Eigentlich wollte ich was mit Laufen/ Wandern/ Schwimmen machen, doch nachdem sich das linke Knie von dem ganzen OP-Stress erholt hatte, meldete das rechte Knie Behandlungs- und Schonungsbedarf an. Anfang August war ich beim Orthopäden, der hat geröngt und beim Blick auf die Bilder stand schnell fest: das muss gemacht werden. Ich hatte am linken Knie fünf Jahre vor der OP rumlaboriert, diesmal stand für mich sowieso fest, dass ich keine Therapieexperimente mache.

Im Gegensatz zur ersten OP musste ich diesmal nicht drei Monate auf einen Termin warten, sondern ritt drei Wochen später in die Klinik ein. An einem Donnerstag war ich morgens tatsächlich die erste auf dem Tisch, dann das übliche: aufschneiden, aufklappen, altes Knie raus, neues Knie rein, zuklappen, vernähen. Ich habe diesmal um eine richtige Naht gebeten statt die Wunde zu klammern, um den Unterschied zum anderen Bein bzgl. Wundheilung zu haben. Der Rest war wie im Jahr davor, aber gefühlt schmerzhafter. Entweder habe ich die Schmerzen nach der ersten OP komplett verdrängt oder es war diesmal tatsächlich schlimmer. Glücklicherweise lenkten die ersten Termine mit den Physiotherapeuten, Besuche von Freunden und ein gutes Buch vom meisten Rumgenerve ab. Die Wunde heilte wirklich gut ab, Dienstag nach OP war ich schon das erste Mal im Bewegungsbad in der Klinik, am Tag darauf wurde ich erfolgreich entlassen.

Und dann ging’s weiter wie davor auch schon. Ich war anderthalb Wochen zu Hause, dann vier Wochen zur Reha (diesmal mit sehr netten Mitpatienten), bis Ende Januar dann halt weiter mit Physio, Rehasport und Wassergymnastik als Training. Der Orthopäde hat mir erst gestern wieder gesagt, ich sei eine der wenigen Patienten, bei denen die Beweglichkeit im Knie nach der OP deutlich besser ist als davor. Ich habe zwar immer noch mit einigen Unbilden zu kämpfen (Wetterfühligkeit, Muskelzittern, Muskelkater nach Sport), doch die hässlichen Bewegungsschmerzen in den Knien sind weg.

Derzeit gewöhne ich mich wieder an Arbeitsrhythmen, das frühe Aufstehen ist immer noch (oder schon wieder?) dämlich. Und dann geht’s einfach weiter, doch auf jeden Fall besser und mobiler als vorher.

Spass mit Versicherungsmakleranrufen

Im Büro. Mein privates Handy klingelt, eine mir unbekannte Mobilfunknummer wird mir angezeigt. Widerwilling und sehr kurz angebunden gehe ich doch ran, es könnte ja wichtig sein (ältere Herrschaften daheim und so weiter).

Ich: Ja?

Anrufer: Spreche ich mit Frau P.?

Ich: Und Sie sind?

A: Mein Name ist XYZ von der Debeka Bausparkasse. Sie haben bei uns ja folgende Verträge: *zählt Verträge auf*

Ich: Und?

A: Bei diesen Verträgen hat sich ja in den letzten Jahren einiges getan und die Tarife, die Sie haben, sind nicht mehr zeitgemäß. Deshalb wollte ich vorschlagen –

Ich: Sie wollen also jetzt ein Verkaufsgespräch führen?

A: Naja, also nein. Sie haben ja auch vermerken lassen, dass Sie für Werbung und Verkaufsgespräche nicht telefonisch kontaktiert werden wollen. Aber da hat sich jetzt einiges getan, das kann ich Ihnen jetzt vorschlagen, wir vereinbaren einen Termin oder Sie nehmen das einfach nur zur Kenntnis.

Ich: Ich nehme das zur Kenntnis. *legt auf*

 

Liebe Versicherungsblasen, was ist so schwer daran zu verstehen, wenn ein Kunde nicht telefonisch kontaktiert werden will für Verkaufsgespräche? Ich meine, das kapieren die fast alle nicht sofort, doch das gab schon einmal ne Ansage und mehrfach die Aufforderung, solche Anrufe zu unterlassen. Aber Berufstätige anrufen, nachmittags halb 3? Und dann so verschwurbelt tun, als wolle man ja eigentlich kein Verkaufsgespräch führen, letztlich ist es aber genau so was. Was mache ich denn mit so etwas? Versicherungen kündigen?

Befindlichkeitspost

Irgendwie dachte ich Ende letzten Jahres noch: ‚ Cool! Im Februar hast du deine Knie-OP, danach Reha und Zeug, endlich wieder richtig Zeit und Muse, um stapelweise Bücher zu lesen.‘ Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Im Krankenhaus hatte ich keinen Nerv, irgendein Buch anzufassen. Die ersten Tage grunzt man das Anästhetikum aus, dauernd kommt wer und fragt nach dem Befinden, alle fünf Stunden Schmerztropf wechseln, Gehtraining ist auch noch und dann hatte ich an diesem stürmischen und verregneten Samstagabend einen fetten Depri-Schub. Da passte so gar kein Buch rein. Bei der anschließenden Reha waren die Tage gefüllt mit Behandlungen, langen Wegen und manchmal recht nervenden Mitpatienten. Irgendwie war ich froh, nach drei Wochen wieder nach Hause zu können, auch wenn die Klinik wirklich gut war, was die Nachsorge anging. Das Drumherum ging mir auf die Nerven, Menschen halt.

Wieder zuhause ging es weiter: teilweise drei Termine am Tag – Rehasport, Physio, Bewegungstherapie im Wasser, ärztliche Nachsorge. Ich habe anfangs viel geschlafen wieder zu Hause (das Bett in der Rehaklinik war eine Katastrophe), aber ein Buch habe ich nicht wirklich in der Hand gehabt. Ich habe mich irgendwann im Mai/Juni regelrecht gezwungen ein Buch zu lesen, allerdings brauchte ich dafür gut vier Wochen. Und ich mochte dieses Buch!

Im Juni begann der erste Versuch der Wiedereingliederung, den ich abbrechen musste. Zuviel auf einmal gewollt, auch wenn ich nur zwei Tage pro Woche, dann aber gleich Vollzeit kommen wollte. Dazu noch die Arzt- und Sporttermine, zurück zu „anfangs viel geschlafen zu Hause“, denn ich war permanent müde. Und wenn ich nur müde bin, bleibt auch von Büchern nix hängen bei mir.

Richtig viel gelesen habe ich dann erst im Urlaub jetzt im September wieder. Zwei Wochen Teneriffa, vier Bücher. Und über die schreibe ich dann gleich noch was.

Lesen ist so eine Sache. Es gibt Monate, da lese ich keine einzige Seite in meiner Freizeit. Der sanfte Druck mancher Verlage hilft da auch nicht unbedingt mich zu motivieren, wieder ein Buch anzufassen. Ich bin sehr dankbar, dass ich im März schon wieder so fit war, um in Leipzig die Buchmesse zu besuchen, nette Autoren und Verlagsmitarbeiter zu treffen und ein paar Bücher einzusammeln. Wir waren in der ausklingenden Theatersaison noch einige Male im Staatsschauspiel, um uns ein paar wichtige Stücke anzusehen, denn mit dem Intendantenwechsel gingen auch Schauspieler, Dramaturgen, Regisseure und Stücke, die uns echt ans Herz gewachsen waren. Den Rest muss ich jetzt irgendwie abfackeln.

Denn ich habe wieder Lust zu lesen.

(Rezension) Jan Flieger – Der Sog

Den Roman „Der Sog“, geschrieben in den 80er Jahren in der DDR, jetzt noch einmal zu lesen, das war für mich eine spannende Herausforderung. Würde ich das Thema Neuererwesen noch verstehen, über 25 Jahre nach dem Ende der DDR? Es war leichter als ich dachte, denn vieles funktionierte in der DDR genau so wie Flieger es beschrieben hat. Gibst du mir, dann helfe ich dir. Bennewitz, der zunächst von Zweifeln geplagt ist, gerät immer mehr in den Strudel der Betrügereien in seinem Betrieb, er und seine Frau genießen jedoch gern die Vorzüge, die ihnen das ergaunerte Geld beschert. Als er eine junge Kollegin kennenlernt, will er sich von seiner Frau trennen, doch die erpresst ihn mit ihrem Wissen. Bennewitz sucht einen verzweifelten Ausweg.

Jan Flieger ist es gelungen, den Ausgang des Romans so zu schreiben, dass man am Ende gut zweifeln kann, ob Bennewitz seine Frau umgebracht hat oder nicht. Mit dieser Finte ist es ihm damals gelungen, der Zensur zu entgehen; heute kann man das Ende wunderbar interpretieren. „Der Sog“ ist ein kleines, feines Meisterwerk der Kriminalliteratur.

 

Jan Flieger „Der Sog – ein tödliches Ultimatum“, ISBN 978-3-942829-55-7, erschienen im fhl Verlag

Kai-Uwe Fitzner – Willkommen im Meer

Tim ist Lehrer mit Leib und Seele. Seine Mission: die Schüler zu ermuntern, nicht alle Dinge einfach hinzunehmen, sondern sie zu hinterfragen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Mit seinem Lehrstil eckt er an seiner neuen Schule in Oldenburg gewaltig an. Dass er und seine Frau sich auch noch privat mit einigen Schülern anfreunden und einen verzweifelten Oberstufenschüler gar bei sich einziehen lassen, macht seine Situation nicht leichter. Bald droht man dem unkonventionellen Lehrer mit Berufsverbot. Doch auch wenn Tims Gegner mit harten Bandagen kämpfen – sie haben die Rechnung ohne Tims Familie und ohne seine Schüler gemacht.

Als die Geschichte des Autors 2015 unter dem Hashtag #einbuchfürkai im Netz Furore machte und den selbstverlegten Roman in kürzester Zeit an die Spitzen der Bücherlisten katapultierte, habe ich mich erstmal zurückgehalten. Ja, das Schicksal ist tragisch und das Netz ist oft genug blöd. In diesem Fall war es jedoch ein wunderbarer Ort, der Menschen mobilisierte, eine völlig unbekannte Familie zu unterstützen, und mir brachte er eine hervorragend geschriebene Geschichte, die ich ohne diese Aktion vermutlich nie gefunden hätte. Ich wünsche Kai-Uwe alles Gute für die weitere Genesung und hoffe natürlich, dass „Willkommen im Meer“ vielleicht doch mal eine Fortsetzung findet. Das Potential hat die Geschichte allemal.

 

Kai-Uwe Fitzner, „Willkommen im Meer“, ISBN 978-3-426-51911-0, erschienen bei Knaur Taschenbuch.

 

Februar

Der Februar wird wohl eher etwas ruhiger werden, was die Lesezeit angeht. Wie im vergangenen Jahr gehen wir häufiger in Konzerte oder ins Theater, im Februar gibt es in der Familie der Begleitung etliche Geburtstage (einschließlich seines eigenen), da ist man dann doch mit anderen Dingen beschäftigt.

Im Vergleich zu meinem Urlaub vergangenes Jahr hat sich mein Leseverhalten wieder deutlich geändert. Ich schaffe manchmal nur 3..4 Seiten, wenn überhaupt. Im Urlaub habe ich in zwei Wochen knapp vier Bücher gelesen, im Moment dauert ein Buch ein bis drei Monate.

Aber zunächst freue ich mich am kommenden Sonntag auf die Dresdner Rede mit Carla del Ponte. Und über „Der kalte Traum“ von Oliver Bottini wollte ich auch noch was schreiben…

Wochenende

Am Wochenende geht es aufs Land, oder besser in die brandenburgische Pampa. In Stechau findet das 2. Brandenburgische Sommerkonzert statt und wir hoffen, dass es wettermäßig nicht allzu schlimm wird. Mit drei verschiedenen Kleidervarianten im Gepäck fühle ich mich, als würde ich für zwei Wochen verreisen und nicht nur für zwei Tage.

Im Gepäck habe ich außerdem Saša Stanišić, also, nicht ihn selbst, sondern sein letztes Buch „Vor dem Fest“. Ich hoffe, dass ich in der wenigen Freizeit doch ein bisschen was lesen kann. Sein Buch ist eins von denen, auf das ich mich sehr freue.