Ken Follett – Die Tore der Welt (Weltbild-Edition)

„Die lang ersehnte Fortsetzung“ titelten die einschlägigen Gazetten vor Jahresfrist und ich habe das Buch auf Wunsch an meinen Vater verschenkt. In diesem Jahr hatte ich dann endlich Gelegenheit, das Buch selbst zu lesen.

„Die Tore der Welt“ setzt ungefähr 100 Jahre nach dem Ende von „Die Säulen der Erde“ fort. Merthin, ein Nachfahre von Jack Builder, und drei seiner Freunde werden in den Wäldern um Kingsbridge Zeuge eines Kampfes zwischen einem Ritter und zwei Verfolgern, den der Ritter mithilfe Merthins Bruder für sich entscheiden kann. Der Ritter trägt ein brisantes Schriftstück bei sich, welches ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Er nimmt Merthin das Versprechen ab, das Schriftstück einem Priester zu übergeben, falls ihm jemals etwas zustoßen und er sterben sollte.

Godwyn ist ein ehrgeiziger, aufstrebender Mönch im Kloster zu Kingsbridge. Mithilfe seiner intriganten Mutter und einigen Winkelzügen seines Gehilfen Philemon gelingt es ihm, den erstrebten Posten des Priors von Kingsbridge einzunehmen und das Kloster nach seinen Vorstellungen zurück zu Frömmigkeit und Enthaltsamkeit zu leiten.

Caris lernt als wohlhabende Wollhändlerstochter den jungen Merthin kennen. Als ihre Mutter stirbt, verzweifelt sie fast daran, dass weder sie noch ein Arzt ihr helfen konnten. Zunächst übernimmt sie Stück für Stück das Geschäft ihres Vaters und baut es aus, bevor sie wegen einer Anklage wegen Hexerei ins Kloster geht und dort ihr Dasein in die Hilfe der Kranken und Schwachen stellt.

 

Ehrlich gesagt haben mir die etwas mehr als 1.200 Seiten ziemlich zu schaffen gemacht. Ich dachte, ich würde das Buch im Urlaub innerhalb einer Woche auslesen, ich brauchte aber dann doch fast sechs Wochen für diese Lektüre. Das Buch hat mich weniger gefesselt als ich es angenommen hatte. Wie schon beim letzten Follett, den ich gelesen habe, dachte ich manchmal nur „Was soll der ganze Kram?“. Follett macht in seiner Geschichte Sprünge von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren innerhalb eines Abschnitts, ohne diese irgendwie näher zu beschreiben (wo sind die „deleted scenes“, wenn man sie mal braucht?). Die Geschichte nimmt nie richtig Fahrt auf und wenn doch, ist es wie 50 km/h im ersten Gang auf der Bremse bergauf zu fahren. Eine würdige Fortsetzung des ersten Buches ist es nicht, und ich weiss noch, dass ich „Die Säulen der Erde“ mit Begeisterung gelesen habe, auch wenn das schon 15 Jahre her sein mag. An dieser Stelle keine eindeutige Weiterempfehlung für dieses Buch (Es sei denn, man läßt sich von Kritiken zum Lesen animieren. Aber sage hinterher keiner, er sei nicht gewarnt worden). Ich finde, man muss schon eingefleischter Follett-Liebhaber sein, um dieses Buch zu mögen.

Einen Nachsatz zu dieser Ausgabe des Weltbild-Verlages habe ich aber noch: Lektorat ist kein Hexenwerk. Anders kann ich mir nicht erklären, dass es über Seiten hinweg keine Punkte über den U’s gab, wenn sie dorthin gehörten, das hat das Lesen sehr oft erschwert. Und statt „Mutter Caris“ „Mutter Gans“ lesen zu müssen, ließ mich das Buch mit einem Wutschrei in die Ecke werfen. Was soll das, ist das die Babelfish-Autokorrektausgabe?

Am Ende steht für mich fest: Follett? Nie wieder. Er hat im übrigen auch schon bessere Bücher geschrieben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert