Bunte Vögelchen, die Fortsetzung

Zwei Wochen lang habe ich jeden Morgen brav 20 mg Antidepressivum geschluckt. Ja, gab auch ein paar Nebenwirkungen. Das ausgetrocknete Gefühl im Mund hat mich lange genervt, es ist nicht ganz weg, aber inzwischen haben wir uns arrangiert. Gut daran ist, daß ich mehr als sonst trinke, regelrecht in mich reinschütte, um diesen Zustand wegzukriegen. Tageweise hatte ich regelrecht Herzrasen, was aber auch am übermäßigen Kaffeekonsum in der Firma gelegen haben könnte. Inzwischen trinke ich nachmittags nur noch einen kleinen Latte Macchiatto, damit gehts besser.

Gegen Ende der zweiten Woche wurde selbst mir mein fast ständiger euphorischer Zustand zuviel. Es dauerte morgens nicht allzu lange, um „draufzukommen“, aber ich kam abends nicht wieder runter, geschweige denn zur Ruhe. Ich fühlte mich nach einem anstrengenden Tag zwar müde, aber nicht erschöpft, einschlafen konnte ich meist erst nach Stunden, wenn ich nebenbei DVDs schaute („Tom&Jerry“ gehen gut zum Wegpennen, aber auch „Dogma“ funktioniert immer wieder). Vergangene Woche war ich abends nach zehn Stunden Büro noch ca. fünf Stunden mit den Kollegen unterwegs, Bowling, schwatzen, essen, trinken. Es brauchte nach dem Ankommen zu Hause geschlagene zwei Stunden (also irgendwann nach 1 Uhr nachts), bis ich einschlafen konnte. Irgendwie kann’s das auch nicht sein, dachte ich und taperte am Montag erneut zum Arzt.

Jetzt sind es nur noch 10 mg jeden Morgen, heute mittag meinte der Lieblingskollege beim Mittagessen, ich sei schon ruhiger geworden. Ich war mir auch selbst zu anstrengend.

Die Ärztin hat sich beim heutigen Therapiegespräch ehrlich für mich gefreut. Sie meinte, daß die ersten Besserungen nach wenigen Tagen, die ich ihr beschrieben hatte, nicht wirklich auf die Tabletten zurückzuführen sind, sondern eher darauf, daß der „Schalter“ im Kopf umgelegt wurde, weil ich etwas gegen die Depression unternommen hatte. Sehr gut findet sie auch meinen Aktivitätenplan, den ich für mich aufgestellt habe, aber ich solls nicht übertreiben und mich jetzt unter Druck setzen und nicht versuchen, mehr zu erreichen, als ich stemmen kann.

Es gibt noch so viel zu tun und ich merke, daß der Elan, diese Sachen zu erledigen, langsam wiederkommt. Aber nicht alles auf einmal wollen, können, das muß ich mir eben immer wieder vorsagen, damit ich nicht ins andere Extrem falle und „überschnappe“. Et löpt.

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