For the records – viel Geblogge hier heißt übrigens nicht, daß es mir gut geht. Das ist im Moment, aber auch schon früher, eher Ablenkung gegen zuviel Nachdenken gewesen. Stattdessen beschäftige ich mich mit Nebensächlichkeiten und Unwichtigkeiten. Geschichtenschreiben zum Beispiel.

Es ist keine gute Idee, die Aktivierung der Schaltung einer Fußgängerampel mit der Firmenzutrittskarte zu versuchen. Es sieht außerdem total dämlich aus.

Die immer wiederkehrenden Rückenschmerzen sind mir ja mittlerweile bekannt, leider aber auch ein Greuel. Der Doc verschreibt mir einmal im Quartal manuelle Physiotherapie, die meist nicht lange viel bringt, dann ist gut, weil mehr gibts für den Kassenpatienten nicht.

Vor dem Urlaub war ich wegen akuter Schmerzen nochmal beim Doc und habe mir eine Spritze abgeholt. Sie hat gut getan, obwohl ich diese elend langen Nadeln nicht ausstehen kann. Gottseidank ist der Doc immer so unterhaltend, daß er vom gröbsten ablenkt und mir die Nadel erst nach getaner Arbeit zeigt. Vorsichtshalber hat er mir noch Schmerztabletten mitgegeben „man weiß ja nie und diese langen Flüge…“.

Dumm an diesem Zeug ist lediglich, daß man so farbenfroh und furchtbar Ungereimtes träumt. Aber das Geschnatter lässt dafür im Schlaf nach. Hihi.

Über Schreib- und andere Blockaden

Ich blogge ganz gern. Beobachtungen, Alltagskram, Fotokram, das Übliche eben. Im vergangenen Jahr habe ich mal angefangen, aus einer erlebten Geschichte eine längere Geschichte zu schreiben, offline, mit Tinte auf Papier, bin aber noch in den Anfängen hängengeblieben. Keine Ahnung, woran es gelegen hat, aber ich habe langsam wieder Lust, den Rest dazu zu schreiben.

Im letzten Jahr bestand mein Leben überwiegend aus Arbeit, Weiterbildungen und einem Umzug. Irgendwann machte ich immer seltener Fotos, die Geschichten und das Wiedergeben des Beobachteten blieben mehr und mehr auf der Strecke. Vor einigen Tagen ist mir aufgefallen, dass ich im letzten Jahr nicht einmal Leinwand, Pinsel und Farben ausgepackt habe, und richtig im Urlaub war ich 2007 auch nicht (Umzug zählt nicht als Urlaub). Geärgert hat es mich schon, denn meine Kollegen waren vorlauter und cleverer als ich und verdrückten sich nach ihren Wünschen wochenlang in den verdienten Urlaub. Alles fühlte sich an wie ein Hamsterrad, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Hinzu kam im Sommer der Freitod meines Onkels, der in unserer Familie nicht ohne Spuren geblieben ist.

Stutzig wurde ich im November, als meine neue Hautärztin sich erst geduldig meine Krankengeschichte anhörte und dann zuerst die Frage stellte, ob ich zu Depressionen neige. Es folgte eine Überweisung zu einer Psychologin, die nach Analysegesprächen zuerst die Therapie ansetzte und dann gemeinsam mit mir die „Reißleine“ zog. Keinem meiner geliebten Hobbys bin ich in den vergangenen Monaten mit Enthusiasmus nachgegangen, selbst auf Bücher konnte ich mich nicht mehr konzentrieren und das Umfeld nervte sowieso. An Schlaf war nicht zu denken und wenn, war ich morgens genauso müde wie am Abend vorher. Die Montage fingen damit an, dass ich bereits die Tage zählte, an denen endlich wieder das Wochenende eintritt, von körperlichen Schmerzen will ich gar nicht erst anfangen, aber sie haben mir gereicht. Meine zwei Wochen Urlaub im Februar endeten damit, dass ich fertiger war als zu Beginn, denn nach einer halben Woche schlug die Depression erbarmungslos zu. Zwei weitere Wochen schleppte ich mich täglich ins Büro, beim nächsten Arztbesuch ließ ich mich krankschreiben. Das alles nicht, bevor ich mit meinen Chefs darüber gesprochen hatte, denn ich will kein Gerede. Erstaunlicherweise hatten es beide schon „irgendwie geahnt“, Gedanken über meinen Job muss ich mir (trotz des üblichen Unkens meiner Mutter) nicht machen.

Lichttherapie, lange Spaziergänge, und in Zeitlupe hebt sich der Schleier. Es ist noch nicht so, dass ich morgen wieder voller Elan ins Büro stürmen möchte, aber das Allgemeinbefinden bessert sich so langsam. Die Leute um einen rum nerven immer noch und ich fürchte, ich werde erst wieder gelassener, wenn ich im Urlaub bin, eine halbe Erdumdrehung weit weg von hier, aber man soll ja nicht alles auf einmal wollen, oder? Immerhin lese ich wieder mehr und konzentriert, Knipsen war ich auch schon einige Male, wenn auch noch nicht wieder so exzessiv wie sonst. Meine im Herbst erworbenen Graphiken habe ich zum Rahmen gebracht und der erste „echte Weise“ hängt bereits im Wohnzimmer (more to come). Zwei Punkte stehen noch auf meiner To-Do-Liste, diese will ich aber mit mehr Gelassenheit angehen, die mir im Augenblick noch fehlt. Ich werde sicher auch noch einige Tage (oder Wochen) zu Hause bleiben und mich um mich kümmern. Die Kollegen kommen grad auch mal ohne mich zurecht (Handy aus, verdammt!), und ich habe inzwischen kein schlechtes Gewissen mehr dabei, mich auch mal egoistisch aufzuführen.

Geschrieben habe ich einiges auf Papier, ich wollte nicht öffentlich jammern auf hohem Niveau. Und bis ich nicht richtig wusste, was los ist, ging es irgendwie keinen was an und ich wollte mir auch keinen Haufen guter Ratschläge in den Kommentaren anhören.

Douglas Adams schrieb im „Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“ ziemlich treffend: „Wir stellen Normalität wieder her, sobald wir wissen, was eigentlich normal ist.“ Mal sehen, was hier normal ist. Und bis dahin schreibe ich auch wieder ein wenig mehr.

„Somatische Störung. Ist nicht ganz so schlimm wie depressive Störung“, meint die Ärztin.

Für mich klingt beides grad irgendwie schräg.