Der Teamchef hat mich heute nachmittag völlig unvorbereitet zum Personalgespräch beim Chef geschleift. Ebenfalls anwesend war die Personaltante. Ich ahnte nichts gutes.

Das Gespräch war unangnehm. Nach einem dreiviertel Jahr ohne Zwischengespräch sitzen auf einen Schlag drei Leute vor einem und teilen schwere Geschütze aus, nachdem man über ein Jahr übervorsichtig Rücksicht genommen hatte. Ich weiß, daß Dinge nicht optimal gelaufen sind, aber bei mir kam es so an, als würde ich in dem Laden gar nichts mehr machen. Natürlich habe das Gespräch keine personellen Konsequenzen. Zu guter letzt kreidete man mir auch noch an, daß man mir angeblich Projekte nicht anvertrauen könne, weil man nachkontrollieren müsse und sich nicht sicher sei, ob ich das auch schaffen würde.

Hossa! Daß mir ein Kollege hinterher kontrolliert, wie und wie schnell ich meine Arbeit mache, ist mir schon aufgefallen, meist endete es in Klugscheißerei des Kollegen und immer zu unrecht. Darauf angesprochen, natürlich den Kollegen NICHT namentlich in die Pfanne gehauen, ruderten die Chefs zurück. Das sei keine Anweisung gewesen, davon wußte man nichts. Nachklärung im kleinen Kreis.

Ich wußte schon vorher, daß ich neue Aufgaben übernehmen soll, diese Dinge kommen aber erst seit Montag ins Rollen und ich habe mich bereits vorher auf ein anstehendes Projekt vorbereitet. Ich weiß um die Chancen, aber ich mag es nicht, wenn man mir nach drei Wochen krank gleich die Hölle heiß macht.

Jetzt muß ich wöchentlich zum Rapport zum Teamchef, „Meilensteine“ festlegen und abarbeiten. Ich finde den Zustand nach Gespräch schlimmer als vorher, als wäre man nach fast sechs Jahren immer noch zu blöd zum selbständigen Arbeiten. Über ein Jahr hat sich keine Sau für meine Meinungen und Wahrnehmungen in der Firma interessiert, aber jetzt erstmal draufschlagen, hinterher wird gefragt.

Ich habe anschließend ein Vier-Augen-Gespräch mit meinem Teamchef eingefordert. Dieses lief wesentlich entspannter als die große Runde, zumal ich anfangs klargestellt habe, daß ich solche Gespräche bitte nicht noch einmal zwei Minuten vor Beginn erfahre, ohne mich darauf einstellen zu können und vorbereitet zu sein. Was mein großer Boss nicht kann, aber der Teamchef ganz gut: Mut machen, Vertrauen wieder aufbauen, auch sagen, daß er das Potential, welches der große Boss nicht bemerkt, unbedingt bei mir sieht. Er weiß auch, daß ich mich mit meinen Noch-Kunden gelangweilt habe. Die neuen Kunden sind spannend und haben ein wesentlich größeres Spektrum.

Ich werde die anstehenden Projekte angehen, weil ich sie spannend finde und auch machen will. Es bleibt aber dabei, daß ich mittel- bis langfristig die Firma verlassen werde und will. An diesem Entschluß hat sich nichts geändert, erst recht nicht nach dem ersten Gespräch heute. Und bis es soweit ist, kann ich Wissen aufbauen und anschließend mitnehmen.

Und jetzt geh ich den Rotwein aufmachen.

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