Tag der Verkündigungen

Gerade beim Suchen zum Verlinken entdeckt, daß ich über die beruflich anstehenden Veränderungen, die im letzten September bei uns bekanntgegeben worden sind, so gar nichts gebloggt hatte. Später mal, als es losging, daß man Fragen stellte und keine Antworten bekam außer der, daß man sich um seinen Job ja keine Sorgen zu machen braucht.

Heute hat die Bereichsleitung endlich die Katze aus dem lange verschlossen gehaltenen Sack gelassen. Der Flurfunk war eh schon schneller, man munkelte, erließ sich in Andeutungen, seit heute vormittag ist es offiziell, es steht alles schon bei heise.de. Am Freitag war noch unser Großer Häuptling hier, aber außer den Aussagen, die bis dahin gemacht worden sind, gab es keine neuen Informationen außer der, daß Anfang dieser Woche das Ganze offiziell werden würde. Viel heiße Luft eben. Nun ja.

Im Oktober übernimmt ein Partner unser Geschäftsfeld, weil man sich auf das Kerngeschäft fokussiert, wie es so schon im Pressesprech heißt. Ab diesem Zeitpunkt in zwanzig Monaten sollen alle unsere Kunden aus unseren Rechenzentren abgezogen sein bis auf – bis jetzt – wenige Ausnahmen, die bei uns verbleiben werden. Wir, die das Geschäft im weitesten betrieben haben, werden unser eigener Kunde. Es gibt tausende Server und Systeme, die Berater, Entwickler, Vertriebler etc. benutzen, um Software zu vertreiben und zu entwickeln.

Es gibt einen Teil meiner Kollegen, die in diesem Bereich bereits tätig sind. Einige unserer Kunden haben sich für außerordentliche Kündigung der Verträge entschieden, weil die Firma sich nicht klar positionieren konnte und wollte, solange die Partnersuche andauerte.  Ich kann auch die Verfahrensweise der Firma bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen.

Verärgert und weitgehend unsicher gemacht hat mich das Gefühl, nichts anderes als eine Marionette in diesem Spiel zu sein. Die Fragen, was aus uns wird, wohin wir uns entwickeln können, welche Möglichkeiten wir innerhalb der Firma haben etc., die wurden nie befriedigend beantwortet. Auch heute nicht. Man deutet an, was möglich sei, aber weiterhin sind wir erstmal mit dem gewohnten Tagesgeschäft betraut.

Betrachte ich das, was ich tue und was wir in 15-20 Monaten tun werden, kommt es mir vor wie ein Umzug aus dem Erdgeschoß (denn man ist ja zu einem Teil für den Kunden „sichtbar“) ins Souterrain oder noch tiefer, wo kein Licht mehr hinscheint. Das ist für mich keine Option. So schwierig einige meiner Kunden sind, es macht zum größten Teil Spaß, für sie und mit ihnen zu arbeiten. Und den Kontakt nach draußen, den würde ich sehr vermissen.

Witzigerweise hat ausgerechnet mein anstrengendster Kunde heute nachmittag angerufen und bedauert, wie sich die Firma entschieden hat. Ob nun ehrlich gemeint oder geheuchelt – sie haben auch bedauert, daß sie dann nicht mehr mit mir oder meinen Kollegen zu tun haben werden.

Mal sehen, was ich daraus mache. Ich habe zwar angefangen, mich umzuschauen, aber noch nicht das Angebot bekommen, für das ich alles stehen- und liegenlassen würde.

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