Heiligendammer Bergfest

Gut, war schon am Mittwoch, aber besser spät als nie. Sechs Wochen Reha stehen anfangs wie ein riesiger Berg vor einem, inzwischen kennt man hier einige Leute, freundet sich an, unternimmt etwas miteinander, verabschiedet sich wieder. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen hier. Manchmal gut, viel zu oft blöd.

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Hab ich schon erwähnt, daß es hier außer der Hotelanlage, formerly known as Kempinski, ein paar fast baufälligen Strandvillen, der Klinik und einigen Einfamilienhäusern so gar nix gibt? Dafür einen Besitzer, der am liebsten alle anderen aussperren würde, um das Dorf einen Zaun ziehen und nur ihm genehme Klientel mit fetter Kohle reinlassen würde. Das Dorf hier gehört nämlich einer einzigen Person, sehr zum Leidwesen der diesen Zustand ertragen müssenden Einwohner und Besucher. Die Welt ist schlecht. So.

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Drei Wochen hier und ich sehe aus wie nach zwei Wochen Karibikurlaub. Also hauttechnisch. So braun war ich in meinem ganzen Leben noch nicht.

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Ich bin endlich die Pillen mit den bunten Vögelchen los. Eigentlich sollte ich sie noch bis Anfang August einwerfen, aber ich wollte gern hier mit dem Absetzen anfangen, um nicht vom Alltag erschlagen zu werden, wenn ich wieder zu Hause bin. Meine Probleme lösen sie sowieso nicht, hier kann ich damit anfangen, die Lösungen anzugehen. Es geht mir ganz gut nach einer Woche drogenfrei. Keine neuen Heulkrämpfe und vor allem keine sinnlosen Grübeleien. Ging besser, als ich dachte.

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Manchmal hab ich schon Heimweh, was anfangs ganz schlimm war, sich jetzt aber allmählich bessert. Ich hätte gern Besuch hier bekommen, aber das wird wohl nichts mehr. Die andere Seite setzt andere Prioritäten als ich und merkt nicht mal, wie verletzend sie damit geworden ist. Ich habe keine Lust mehr, mich immer hinten anzustellen und mich zurückzunehmen. Auch ein Lernprozeß, aber für mich ein guter, denn ich fühle mich nicht schäbig dabei, meine Ansprüche geltend zu machen. Partnerschaft/ Beziehung ist keine einseitige Sache, ich hatte das Gefühl zuletzt, immer nur die Gebende zu sein und nichts zurückzubekommen.

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Sommer, Sonne, Ostseestrand. Heute noch Meerwasserbad, anschließend Qi Gong, „Feierabend“ und dann an den Strand. Die See hat inzwischen 20 Grad, wesentlich angenehmer als die 14, bei denen ich zum ersten Mal im Wasser war. Wir Ostler kennen da ja nix. Kann so bleiben, das Wetter hier. Zu Hause regnet’s, glaub ich. 🙂

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