Sicherheitslücken

Sie waren zu zweit, eigentlich unscheinbare Gestalten mit gewöhnlichen Gesichtern, gekleidet wie seriöse Geschäftsleute. Beide trugen dunkle Anzüge, schwarze Jacken, einer von ihnen hatte eine Laptoptasche über die Schulter gehängt.

Zwei Stockwerke unter meinem Büro stahlen sie einen Beamer, der, verkabelt und fest montiert, an der Decke eines Besprechungszimmers hing, in dem eine knappe Stunde vorher ein Meeting mit ca. 40 Leuten zu Ende gegangen war. Dann machten sie sich durch das ungesicherte Treppenhaus auf den Weg nach oben, auf der Suche nach weiterer leichter Beute. Sie hebelten in Sekundenschnelle eine Zutrittstür auf, die nur mit ID-Karten von berechtigten Personen geöffnet werden kann, und befanden sich damit in einem eigentlich gesicherten Bereich. Zum Glück wurden sie überrascht und traten augenblicklich den Rückzug an.

Warum ich sie beschreiben kann? Sie haben eine Überwachungskamera übersehen, die in das Treppenhaus hineinsieht. Sie liefen wenigstens fünf Minuten zwischen den gesicherten Türen hin und her, schauten in die Gänge und gaben gute Bilder für die Ermittlungsbehörden ab. Als einer meiner Kollegen das Treppenhaus betrat, traten sie den Rückzug an und verschwanden nach unten.

Zurück bleibt ein mulmiges Gefühl in der Magengegend und die Erkenntnis, dass wahrscheinlich jedes Sicherheitssystem mit Brachialgewalt überwunden werden kann. Der menschliche Faktor, der den beiden den Weg bereitete, weil man sie im Fahrstuhl mitgenommen hat, ist ein Punkt, an dem sich die besten Konzepte immer wieder die Zähne ausbeißen werden.

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