(Rezension) Hanni Münzer – Honigtot (Hörbuch)

Ich höre selten Bücher, weil mir dafür meist Zeit und Ruhe fehlen. Wer allerdings jeden Morgen eine knappe dreiviertel Stunde zur Arbeit fahren muss, kann das auch mal mit den Hörbüchern probieren. Das funktioniert tadellos, habe ich für mich festgestellt.

Zu Beginn war ich ein wenig verwirrt; eine junge Frau sucht ihre verschwundene Mutter und stösst auf ein Familiengeheimnis, bei Nachforschungen erfährt sie nach und nach das dramatische Schicksal ihrer Urgroßmutter Elisabeth und deren Tochter Deborah. Wir beginnen in der Neuzeit und sprechen von vier handelnden Generationen einer Familie in dieser Geschichte. Kann das gut gehen oder verheddern sich die Erzählstränge?

Sie tun es nicht. Der Großteil des Romans erzählt die bewegende Geschichte der Vorfahrin Elisabeth und ihrer Tochter Deborah von den späten 1920ern bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Hanni Münzer greift in die große Kiste historischer Figuren, wir begegnen Hitler und Göring, aber auch Franz Lehár und einigen anderen Künstlern dieser Zeit. Ich mochte die Beschreibungen des Lebens zu dieser Zeit, die Sorgen, Nöte, Ängste aufgreift, auch Lichtblicke in dieser dunklen Zeit nicht vergisst. Gestört hat mich die teilweise irrsinnige Naivität der beiden Vorfahrinnen: Elisabeth heiratet einen SS-Mann ein knappes Jahr nach dem spurlosen Verschwinden ihres jüdischen Ehemanns, den sie sehr geliebt haben muss. Auch Deborah wandelt sich nach dem Tod der Mutter von der Zweiflerin an diesem Mann in seine Geliebte. Das ist mir ein bisschen viel heile Welt, Selbstschutz mag ich da nicht wirklich hineininterpretieren. Übertrieben hat es Münzer auch etwas mit der Vielzahl an Hyperbeln im Roman. Etwas weniger wäre mehr gewesen.

Anne Moll als Sprecherin war für mich eine erfreuliche Neuentdeckung. Klar, deutlich, Dialekt – alles dabei. Nach von ihr eingesprochenen Hörbüchern werde ich mich weiter umsehen.

Hanni Münzer – Honigtot, gelesen von Anne Moll, ASIN B00SN50FWW, erschienen bei HörbucHHamburg HHV GmbH

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