Wasserstandsmeldung

Sieben Monate in einer Pandemie. Ich hätte nie gedacht, dass ich zu meinen Lebzeiten eine Situation wie diese erleben würde. So viel hat sich geändert, ich arbeite zu 90% von zu Hause aus, zwischendurch wurde geheiratet unter Coronabedingungen, wir gehen nur noch raus und unter Leute, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Menschenansammlungen mochte ich noch nie so sehr, inzwischen hat sich meine Soziopathie nochmal verstärkt.

Das Lesen kommt dabei wirklich zu kurz. Im März, als ich nochmal krank zu Hause war, habe ich Edgar Rais „Im Licht der Zeit“ angefangen und musste nach knapp 50 Seiten aufhören, weil ich die Beschreibung von dunklen Clubs, schwitzenden, extatisch tanzenden Menschen und dieser Nähe der Leute zueinander einfach nicht ausgehalten habe. Auch eins der Bücher über Amundsen, welches ich letztes Jahr von der Frankfurter Buchmesse mitgebracht hatte, ging nicht zu lesen. Ich konnte mich nicht auf Neues einlassen.

Inzwischen weiss ich, dass es anderen in meinem Bekanntenkreis genau so oder ähnlich ging; neue Bücher funktionierten gar nicht, bekannte/ vertraute Autoren und Bücher, die man schon mal gelesen hatte, die waren lesbar. Über den Sommer habe ich also die Waringham-Wälzer von Rebecca Gablé noch einmal gelesen, einige davon zum dritten oder vierten Mal. Im Urlaub gingen dann schon wieder zwei Krimis, die ich noch im Regal hatte.

Jetzt wird draußen mit Macht Herbst, das Büro übt sich in Wiederöffnung seit Mitte Juni, doch ich werde mich weiterhin auf einen Bürotag pro Woche beschränken. Hier im Homeoffice schaffe ich es besser, mich auf Dinge und Texte zu konzentrieren, Trainings mitzumachen und mir zu überlegen, wohin das alles gehen wird. Die nächsten Monate werden auch zeigen, ob die Leute einigermaßen vernünftig bleiben. In den Ländern um Deutschland herum steigen die Fallzahlen gerade wieder drastisch an.

Computer…

Logbuch des Captains, Sternzeit 02201920

Seit etwa einer Woche „pflege“ ich den ersten Mückenstich der Saison. Mistbiester. Gestern sah ich auf dem Nachhauseweg den ersten Storch des Jahres durch die Feuchtwiesen staken. Bald ist Sommer.


Am vergangenen Wochenende war die Begleitung zum ersten Mal in unserer häuslichen Außenstelle, wie ich die Wohnung in der Rheinebene manchmal nenne. Am Samstag sind wir vormittags durch Germersheim gelaufen, um uns die noch bestehenden Festungsbauten anzusehen. Es war schön zu sehen, was die Stadt daraus gemacht hat und noch machen wird. Zur Zeit wird viel umgebaut, denn die ehemaligen Bundeswehrkasernen in der Stadt standen einige Zeit leer und werden nun einer neuen Nutzung zugeführt. Abends waren wir dann in Heidelberg bei Jonathan Jeremiah zum Konzert. Hat Spaß gemacht, auch wenn 22 Uhr Beginn für den Hauptact für unser Alter vergleichsweise spät ist. Entsprechend erledigt waren wir anschließend und am Sonntag (also ich).


Derzeit fällt mir das Lesen unheimlich schwer. Ob der Bore-out schuld ist oder anderes, habe ich noch nicht rausgefunden, denn das geht seit einigen Monaten so. Ich bin abends oft erledigt, mir gehen auch nach Feierabend noch genug Arbeitsthemen durch den Kopf, was eventuell daran liegt, daß ein „kleines gallisches Dorf“, dessen Häuptling ich bin, eine Palastrevolte über berufliche Themen plant und auf den Weg bringt. Ablenkung bringen Serien ganz gut. Gestern abend habe ich also die letzten beiden Folgen der 3. Staffel „Berlin Station“ gesehen, um danach ins Bett zu gehen und mich noch zu weiteren 40 Seiten „NSA“ zu zwingen. Ich geb’s auf, das Buch verstehen zu wollen.

Computer…

Logbuch des Captains, Sternzeit 02201912

Dieses frühe Aufstehen macht mich fertig. Montags ist es am schlimmsten, die anderen Wochentage stehen sich jedoch in nichts nach. Zuerst schlurfe ich in die Küche, setze den Kaffee auf den Herd, danach ist Badzeit. Duschen, trocknen, anziehen, wie immer. Das sind meine ersten 20 Minuten eines Tages, Gedanken und Ideen tröpfeln so langsam ein. Meinen Kaffee nehme ich danach mit Milch und meinen Medikamenten, setze mich für 15 bis 20 Minuten in den Sessel und lese das neueste aus der Nacht. Dann auf zur Arbeit. Hier pendeln gefühlte 75% durch die Rheinpfalz, dementsprechend dicht ist der Verkehr. Auch daran gewöhnt man sich nach ein paar Wochen.


Gespräche unter autofahrenden Kollegen. Interessanterweise sind die großmäuligen Meckerer über anderer Leute Fehlverhalten im Straßenverkehr (hier: verkehrt herum aus einem Parkhaus raus fahren) auch die, welche zwei Sätze später schulterzuckend zugeben, nachts auch schonmal links herum durch die Kreisverkehre zu fahren oder bei Rot die Ampel zu kreuzen, wenn offenbar nichts kommt. Ich habe das dringende Bedürfnis, mir diese unnötigen Informationen blitzdingsen zu lassen und hoffe, diesen Idioten nie nachts hier auf einer Straße zu begegnen.


Kurz nach meinem Einzug in die Wohnung in der Rheinebene hatte ich Spaß mit Kleintieren im Spitzboden meiner Wohnung. Es dauerte ein paar Wochen bis ich raushatte, dass mir offenbar eine Armee von Mäusen nachts über dem Kopf rumtanzte. Der Vermieter startete mehrere Versuche, erst mit Ultraschall (bwahaha), dann Tierhaaren und Fallen (fanden sie immer noch witzig), schließlich Giftköder. Die handelsüblichen Dinger schmeckten offenbar, trugen aber nicht dazu bei, das sich das Problem erledigte. Irgendwoher brachte er schließlich die schweren Giftgeschütze, spickte die Fallen und diverse Lockstellen und wir warteten etwa drei Wochen. Anfang Dezember ging ich nachsehen und da lagen sie: zwei sind einfach tot umgefallen, die dritte steckte in einer Falle. Danach war für mehrere Wochen Ruhe und ich dachte, das Thema wäre erledigt.
Ich lag falsch. Vor zwei Wochen war erneut spätabends das Geräusch von Mäusen in der Zwischendecke zu hören. Mit meiner Erkältung, an der ich jetzt schon seit Ende Dezember laboriere, wollte ich nicht auf den Boden steigen; es ist kalt und die Luft da oben ist nicht unbedingt sauber. Gestern abend ging ich nochmal nachsehen, da steckte wieder eine Maus in einer der Fallen. Alle anderen Fallen waren gespannt, aber leergefressen. Das Thema ist bestimmt noch nicht zu ende.