Foodcamp Cilento, Tag 2; Pompeji, abends mit einigen

Einigermaßen ausgeschlafen geht es entspannt zum Frühstück im Hotel. Kaffee, Brötchen, Croissant, Saft – alles nur für mich. Es hat manchmal auch Vorteile, der einzige Gast im Hotel zu sein. Ein Brötchen für mich, eins für den Weg, das esse ich irgendwo in Pompeji.

Die Idee „Du fährst nicht auf der ersten Abfahrt von der Autobahn, auf der „Pompeji“ dran steht“ war, sagen wir, dämlich, ich lande im Nachbarort. Ich folge den Schildern nach Pompeji zurück, aber irgendwann verschwinden diese und ich befinde mich auf dem Weg um den Vesuv herum, in genau entgegengesetzter Richtung zum Ziel. Wieder zurück, schließlich lande ich im Zentrum von Pompeji und kann mein Auto auch abstellen. Durchatmen muss ich erst einmal, denn die Kurverei mit dem Auto durch die engen Straßen voller Menschen, Autos und Motorroller hat mich doch etwas mitgenommen. Den Parkplatzwärter frage ich noch nach den Ausgrabungen von Pompeji – er zeigt auf das unmittelbar benachbarte Gelände des Parkplatzes. Nur noch ein paar Meter bis zum Eingang. Nett.

Eingang durch die Porta Anfiteatro. Man bezahlt 11 Euro für die Tageskarte als Erwachsener, aber schließlich bezahlt man den Zugang zu einer ganzen Stadt, die Jahrhunderte unter Tuff und Bimsstein begraben lag und in Teilen immer noch liegt. Es ist heiß, etwa 30 Grad Ende September, es geht ein leichter Wind.

Erstaunlich wenig Besucher, denke ich, als ich durch die ausgegrabenen Straßen laufe. Und einige der Villen und im Reiseführer als Sehenswürdigkeiten angegebenen Plätze sind nicht zugänglich; in einigen Häusern wird gegraben, andere sind schlicht abgeschlossen. Tja, das ist wohl so, am Ende der Saison.

Trotzdem wandere ich etwa drei Stunden durch den Ort, ich schaffe es bis zum Großen Theater, laufe dort auf der oberen Sitzreihe herum und setze mich anschließend im Schatten unter die Bäume, mein mitgebrachtes Brötchen verspeisend. Zuletzt muss ich wieder auf dem Weg zurück, eine Straßenreihe tiefer, zurück zum Auto. Unterwegs die Erkenntnis, dass man die Besichtigung Pompejis niemals an einem einzigen Tag schaffen kann.

Ich schaffe es mit gemütlicher Fahrweise zurück nach San Marco, um rechtzeitig die ersten Foodcamper für Fischkauf im Hafen zu treffen: Florian, Valentin, Bernd, Grit und Daniela. Problem: es gibt am Freitag keinen fangfrischen Fisch. Einer erzählt uns, dass ab Ende September für einen Monat eine Art Schonzeit herrscht, später ein anderer, dass freitags und sonntags nicht gefischt werden darf.

Für Samstag Vormittag wird ein erstes Einkaufsteam gebildet, das die „Basics“ beschaffen soll und die Hauptzutaten für die ersten Gerichte. Am Samstag gegen halb 4 nachmittags kommen die anderen Foodcamper aus Neapel per Bus.

Wir essen in einer kleinen Pizzeria im Ort, der einzigen, die offenbar länger als 21 Uhr geöffnet haben wird. Die Antipasti aus Käse, Salami, Schinken und Pizzabrot reißen uns vom Hocker, die Spaghetti con vongole und die Gnocchi sind „gewöhnlich“, die Pizza aus dem Ofen reißt es überhaupt nicht. Wie schon irgendwer vorher sagte: „Manchmal kocht er super, dann wieder nicht.“

Morgen wird alles anders.

Foodcamp Cilento, Tag 1; ohne alle

Ich habe vor das Foodcamp zwei zusätzliche Tage gehängt, um mir ein paar Orte und Dinge auf eigene Faust anzusehen. Meine Italienerfahrungen beschränken sich auf zwei Orte: den Flughafen Palermo, den ich nach einer Notlandung nicht verlassen durfte, während wir auf die Ersatzmaschine warteten, und Südtirol, was zwar politisch zu Italien gehört, dessen Bewohner sich aber mehr mit Österreich verbunden fühlen. Sowohl mental als auch kulinarisch hat Südtirol herzlich wenig mit Italien zu tun.

6 Uhr Abflug in Dresden, was für eine beschissene Zeit. Man gähnt vor sich hin, die ersten Businesskasper schleichen am Gate herum, einige von ihnen sind meine Kollegen, wahrscheinlich auf dem Weg zu Kunden in und um München. Geht ihr mal schön arbeiten, denke ich etwas schadenfroh, ich werde heute mittag in der italienischen Sonne sitzen. Halb 10 geht es weiter nach Neapel, aber erstmal stecken wir im Abflugstau an der Münchener Startbahn. Es herrscht bestes Flugwetter, die Alpen erheben sich in der klaren Luft über die Wolkenberge. Gletscher, irgendwo weit hinten liegt schon Schnee auf den Gipfeln, klare Bergseen, Alpendörfchen. Hach.

Nach der Hälfte der Flugzeit meldet sich der Flugkapitän und macht auf das rechts unter uns dahinziehende Venedig aufmerksam. Doppelhach. Man sieht Boote Linien im Wasser malen, Yachten, riesige Fähren und Luxusliner, Frachtschiffe. Und jeder Quadratmeter in und an der Lagune ist sowas von bebaut. Wir überqueren Mittelitalien, der Landeanflug auf Neapel ist wackelig. Wir haben eine reichliche halbe Stunde Verspätung, aber egal, ich habe Urlaub.

Hier läuft man noch quer über das Rollfeld, wenn man nicht allzu weit vom Gate gelandet ist. Mit dem zweiten Schwung kommt auch meine Reisetasche, Ausweiskontrolle oder ähnliches findet nicht statt. Ein gelangweilter Hundeführer steht am Ausgang herum, der Schäferhund dreht gelassen den Kopf in meine Richtung, ich bin aber völlig uninteressant.

Zum Autovermieter und dann los, Abenteuer italienischer Straßenverkehr. Ich muss auf den Shuttle zum Parkplatz der Autovermieter warten und sehe mir den Verkehr an; kaum ein Auto ohne Schrammen und Beulen, Hupen ist Pflicht und Rücksichtnahme oder Galanterie gibt es nicht. Auf dem Parkplatz für den Shuttle steht ein Pkw, als das Shuttle kommt, wird der kleine Punto fix zugeparkt. Überhaupt: Service. Den gibt es am Flughafen nicht. Die Damen am Schalter sind mürrisch und kurz angebunden, das Gepäck muss man selbst in den Bus hieven, der Fahrer steht daneben und schaut gelangweilt zu. Den Parkplatz seines Autos muss man sich selbst suchen; die beiden Hiwis saßen gelangweilt in einem der Autos und wedelten auf meine Frage nur genervt mit den Händen. Irgendwo da hinten, fünf lange Reihen eines Autovermieters, da wird es schon sein. Erzählt mir der Nächste etwas von „Servicewüste Deutschland“, ich werde ihm Italien als heilsame Erfahrung empfehlen.

Autofahren ist lustig in Italien, aber ich habe auch zwei Wochen Selbstfahrerei in Schottland überlebt. Der italienische Autofahrer fährt immer zu weit irgendwas: zu weit links auf der rechten Fahrspur und zu weit rechts auf der linken Fahrspur. Überholt wird, wo gerade Platz ist, gern macht man auch mal eine dritte oder vierte Spur auf. Geblinkt wird nur, wenn man dem Vorausfahrenden anzeigen will, dass er dem eigenen Überholbedürfnis im Weg ist, ansonsten muss man raten, ob der vor einem jetzt noch links rauszieht oder nicht. Durchgezogene Linien werden ignoriert, überholt wird ebenfalls auf Abbiegespuren, Standstreifen, als gesperrt gekennzeichneten Bereichen.

Überhaupt: Autobahn. Hinter Neapel fährt man fast 10 km durch „Baustellen“, aber man sieht kein einziges Baufahrzeug. Angefangene Auffahrten, Rampen, Brücken, die an Häusern enden. Wunderschöne Villen, dem Verfall preisgegeben. Und Müll. Überall, an den Straßenrändern, in den Gräben, auf Parkplätzen, Müll, Müll, Müll.

Schlimmer wird das Müllding nur noch, als ich in Battipaglia die Autobahn verlasse. Rechts und links der Straße Gewächshäuser, Plantagen und Felder und überall dieses herumfliegende Plastikzeugs. Aber: irgendwann erreicht man Agropoli und der Blick rechts zum Meer ist wirklich Gold wert.

Beim Durchfahren der vielen Orte auf dem Weg nach San Marco di Castellabate erinnerte ich mich irgendwann an die vielen Filme, die in den fünfziger/ sechziger Jahren die heile Welt Italien nach Deutschland brachten. So sieht es hier noch heute aus, die Zeit ist stehen geblieben, aber der Putz bröckelt gewaltig von der Fassade.

Zu guter Letzt: Ankunft in San Marco. Irgendwann stehe ich am Hafen und stelle mit Erschrecken fest, dass ich nur die erste Seite des Dokuments mit den Anreisedaten dabei habe. Mist. Und wie finde ich jetzt zum Hotel? Und wie heisst das überhaupt? Glücklicherweise gibt es Apps auf dem iPhone und nach ein wenig „Herumfragen“ finde ich schließlich das Hotel. Einchecken, duschen, etwas essen. Es ist unglaublich warm hier, um die 30 Grad, es weht ein scharfer, aber nicht kühlender Wind. Nach einer Pause im Zimmer dann doch noch einmal vor die Tür: eine Runde um den Block, Fotografieren, am Hafen ein Eis und einen Cappuccino und der Sonne beim Untergehen zusehen. Dreifach-Hach.

Gleich erstmal: schlafen. Und morgen geht’s nach Pompeji.

Einkaufsnotizen

Freitagmittag, Rewe, Innenstadt. Auf der Suche nach Salat ergattere ich endlich den ersehnten Frisseesalat. Nur die Kräuter für Frankfurter Grüne Soße sind nicht da. Na gut, ein andermal. Neben mir schiebt ein älteres Ehepaar durch die Reihen. Sie vorneweg, er ist für das Festhalten des Wagens verantwortlich. Sehnsüchtig schaut er auf die verschiedenen Salate, sie sagt: „Komm weiter, ich hab noch Salatherzen.“ Ein letzter Blick von ihm auf den frischen Salat, dann schlurft er weiter. Ich kann ihn verstehen, Kopfsalatherzen hängen mir inzwischen auch zum Hals raus, weil es überall nur die oder Eisberg gibt. Laaangweilig!

* * *

Mindestens die Hälfte der Dresdner Rentner läuft durch die Reihen, jeder schimpft, wie teuer das alles sei, packt aber die teuersten Delikatessen in die Körbe. Der „Früher war alles besser“-Spruch hätte noch gefehlt und ich wäre laut geworden. Rentner sind auch irgendwie die Berufspessimisten des Landes.

* * *

ORANGINA!!! Ich kann es nicht fassen, 15 Jahre nach dem Erstkontakt in Südfrankreich ist dieses leckere Zeug endlich im Handel im Osten angekommen. Einige Restaurants bieten es hier auch an, aber in den Läden habe ich es hier noch nicht gesehen. Ich muß da öfter hin und ich hoffe, daß das keine Eintagsfliege ist.

Von der Kochstelle (I)

Ich koche ja eher selten. Es gibt genügend Gerichte, die ich gern esse, aber für eine Person ist mir manchmal der Aufwand oder die zu kochende Portion zu groß.

Ich habe vor Jahren zuletzt Gulasch selbst gemacht, aber dann immer mit einem dieser fertigen Fixprodukte voller Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe. Als ich zurück nach Dresden kam, fand ich irgendwann auf einem Flohmarkt ein lange gesuchtes Kochbuch – „Wir kochen gut“ aus DDR-Zeiten. Meine Mutter besitzt dieses Buch ebenfalls; mehrmals hatte ich erfolglos versucht, es ihr abzuschwatzen.

Nun also wieder mal Gulasch. Mir war so, ich bin seit anderthalb Wochen zu Hause, mir war langweilig – eine Menge Gründe für einen Topf Gulasch. Ich hatte bei meinem heutigen Einkauf zwar eins dieser Fixpäckchen in der Hand, aber ich traue denen nicht, auch wenn da groß und rot inzwischen „ohne Geschmacksverstärker“ und „ohne Konservierungsstoffe“ drauf steht. Also wieder zurück ins Regal damit und beim Fleischer um die Ecke zwei schöne frische Stücke Fleisch für Gulasch gekauft und dann los.

Ich habe das Fleisch gewürfelt, kleinere Stücke, wie ich sie mag, und dann in Olivenöl kräftig angebraten. Dann anderthalb Eßlöffel Mehl dazu und anschwitzen, die vorher gewürfelten Zwiebeln in den Topf, je ein Teelöffel Salz und Kreuzkümmel dazu und alles schön schmurgeln lassen. Inzwischen verbreitete sich ein wunderbarer Bratenduft in der Wohnung.

Nach kurzer Zeit gibt man ca. 200 ml heißes Wasser zu und läßt alles aufkochen. Die Masse sah noch ein wenig blaß aus, also warf ich Rosenpaprika, geschnittene Tomaten und Paprikastücke in den Topf. Hitze runter, Deckel druff und schmoren lassen. Zwischendurch taperte ich immer mal wieder zum Herd und goß etwas Wasser nach. Nach gut zwei Stunden hat das Gulasch schon eine freundlichere Farbe angenommen. Abschmecken – war noch zu lasch, das Ganze. Ich würze nach Gefühl und was der Gewürzschrank hergibt, also folgten Rosenpaprika, Cayennepfeffer, etwas Salz, gemahlener Ingwer in den Topf. Eine Paprika geputzt, gewaschen geschnitten und ein paar Tomaten müssen, gewürfelt und günstigenfalls ohne Kerne, auch noch rein in den Topf. Ich rührte außerdem noch drei Eßlöffel Naturjoghurt ein und ließ alles eine weitere halbe Stunde auf kleinster Stufe köcheln.

Sehr lecker und würzig geworden ist mein erstes Gulasch ohne künstliche Kochhilfe. Und die Erkenntnis, das mit dem Kochen doch hinzubekommen, macht die Woche auf einmal sehr erfolgreich.

Es kann schon mal passieren, daß einem einer oder mehrere Einkäufe zwischen Supermarkt und heimischer Küche in der Tasche kaputtgehen. Lose Verpackung, schlechtes Transportmanagement, was weiß ich.

Saublöd ist es jedoch, wenn es sich dabei ausgerechnet um eine Kilotüte feinsten Zucker, den man zum Backen benötigt, handelt. Zum einfacheren Transport in den Bürorucksack gesteckt, das war keine gute Idee. Ich muß jetzt erst mal sehen, wie ich diese Sauerei wieder wegbekomme. Und was an Verwertbarem dann noch übrig ist. F**k!

Suppenkocherei

Es geht ja auf die ungemütlicheren Herbsttage und den kälteren Winter zu. Zur Vorbereitung auf kalte und stürmische Tage und weil man ja sonst immer Vorräte anlegt, habe ich mich am Samstag- und Sonntagabend insgesamt knapp 5 Stunden in die Küche gestellt und mich an Suppen und Eintöpfen versucht. Inspirationen gab es genug.

Gekocht habe ich folgendes: Möhrencreme, Bohnen-Apfeltopf, scharfe Hühnersuppe mit Limettenscheiben, Kartoffelsuppe, eine leckere Tomaten-Paprikasuppe mit Chili. Vor allem die Hühnersuppe hat dank halber Chilischote und Sambal oelek das Potential, jedem angreifenden Erkältungsvirus den Garaus zu machen. Probiert habe ich alle, die Reste sind portionsweise im Tiefkühlschrank verschwunden und harren ihres Verzehrs.