Schönes Zitat, gefunden bei Herrn Knüwer in anderem Zusammenhang, aber es passt so schön zum aktuellen Flickr-Thema (Hervorhebungen von mir):10

Artikel 5, Grundgesetz:

1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

Grad such ich noch die schönsten Bilder aus meinem Flickr-Account raus, um hier mal wieder ein bißchen anzugeben, und dann schneit mir eine Einladung für eine Gruppe gegen Zensur bei Flickr ins Postfach. Und was lesen wir heute fröhliches? Flickr gibts seit gestern abend auch auf Deutsch. Schön und gut, allerdings habe ich mich mittlerweile an die englische Menüführung gewöhnt und nach ungefähr fünf Sekunden wieder zurückgeschaltet.

Offenbar hat man aber bei Yahoo im Hintergrund die AGB angepaßt und dem Ganzen auch noch einen Zensurfilter verpaßt. Im Klartext: Viele Nutzer mit deutschem Yahoo-Account sehen noch nicht mal ihre eigenen Bilder, Gruppenadmins können die eingestellten Bilder nicht mehr moderieren oder freigeben. Als moderat werden offenbar nur noch Blümchen- und Landschaftsbilder akzeptiert, selbst harmlose Tierfotografien oder Straßenaufnahmen fallen zum Großteil der Zensur zum Opfer. Ein offizielles Statement von Yahoo zu diesem Thema steht immer noch aus.

Öhm

Vor einigen Wochen fand ich in meiner Mailbox die Nachricht eines wildfremden Amerikaners. Er schrieb, dass er meine Fotos bewundere und meine Adresse von meiner Freundin Katharina bekommen hätte. Er würde sich freuen, wenn wir in Kontakt kämen und uns kennenlernen könnten. So weit, so gut.

Katharina hatte mir gegenüber nichts von diesem ominösen Fremden erwähnt. Kurz nachgefragt per Mail und sie lachte sich halbtot, weil sie in all ihrem Stress und zwischenmenschlichen Chaos vergessen hatte, mir einen Zweizeiler zu schicken. Er sei harmlos, sie hätten bisher nur kurz und dann über Kunst und Fotografie gechattet. Nun gut.

Nun bin ich ja ein neugieriges Wesen und will natürlich wissen, wer sich hinter alldem verbirgt, und so legte ich mich mittels Chatbrowser bei AOL auf die Lauer und wartete. Irgendwann entspann sich mit dem Fremden eine interessante Unterhaltung, aber nach drei Stunden hatte ich auch Bauchschmerzen. Er sei Geschichtsprofessor in New York (Robert Langdon blitzte kurz vor meinem geistigen Auge auf) und er wäre in diesem Jahr noch zweimal in Deutschland im Rahmen eines Projektes. Da könne man sich auf jeden Fall treffen und sich kennenlernen und direkt unterhalten. Ich habe ja schon mehrere verrückte Aktionen unternommen, um Menschen kennenzulernen, aber hier beschlich mich schnell ein merkwürdiges Gefühl. In seiner Mail stand bereits, daß er verheiratet sei. Nun halte ich mich, nach früheren schlechten Erfahrungen und dicken Narben, die bei Wetterumschwüngen im Herzen immer noch ziehen, grundsätzlich von dieser Spezies Mann fern. Doch was ist schon ein Chat über Ozeane hinweg? Diese Distanz erscheint mir bisher sehr beruhigend groß zu sein. Ungefragt erzählte er mir von vergangenen und beendeten Verhältnissen, meist mit deutschen Frauen, und daß er fasziniert von deutschen Frauen sei. Seine Lebensgeschichte wollte ich eigentlich nicht hören, er erzählte sie mir trotzdem. Ich habe keine Ahnung, wie alt er ist; er könnte 15 Jahre älter oder auch so alt wie mein Vater sein, aus dem Foto werde ich nicht schlau.

Zwei Konversationen später klangen seine Pläne für den ersten DE-Besuch schon zu ausgereift und mir missfiel arg, daß ich offenbar bereits fester Bestandteil seines Programms bin. Hallo? Er beteuerte in Quasi-Monologen immer wieder, dass er harmlos und sehr fasziniert sei, und dass er mich auf jeden Fall näher kennenlernen wollte. Irgendwie ist mir die Richtung schon jetzt klar, die er sehr direkt anpeilt. Dezente und auch direkte Hinweise auf seinen Status des Verheirateten ignoriert er völlig. Seit drei Wochen habe ich die Unterhaltungen unterbrochen und ich weiß jetzt schon, daß ich zur Zeit seines ersten Besuches in Deutschland nichtmal in der Nähe seines Aufenthaltsortes sein werde und will. Er schmiedet bereits Pläne für seinen zweiten Besuch in DE, er hat mir erzählt, daß er ein Appartment haben wird und daß ich ihn dort gern besuchen könne.

Katharina habe ich zwischenzeitlich angerufen und ihr Einzelheiten berichtet. Wir haben uns kaputtgelacht; er ist entweder sehr einsam oder ein ganz schlimmer Finger. Vieles, was er mir erzählt hatte, wusste sie nicht einmal, überrascht war Katharina auch, daß er offenbar schon geplant hatte, sie zu daten. Das wiederum hat er mir geschrieben, ihr aber nichts von seinen Absichten gesagt.

Jetzt hätte ich gern mal die Meinung des hier mitlesenden Volkes gehört. Im Augenblick habe ich so gar keine Lust, den Typen zu treffen (nein, optisch leider kein Robert Langdon, falls jemand fragen wollte). Alles klingt unheimlich strange und ich habe keine Lust, irgendeinem Psychopathen in die Arme zu laufen. Also, was sagt ihr?